Teufelspoker by Eva Reichl

Teufelspoker by Eva Reichl

Autor:Eva Reichl
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: fredikruger


»Verdammt! Jetzt ist er uns entwischt!«, zischte Fritz Mollbauer seiner Frau Evelyn zu. Kurz zuvor hatten sie ihn noch gesehen, wie er mit geschulterter Golftasche im Gebäude der BAGAÖS-Zentrale verschwunden war, während sie selber nach einem Parkplatz für ihren Wagen gesucht hatten. Nun standen sie vor dem Firmeneingang und wussten nicht weiter.

»Weil du so langsam gefahren bist!«, bekam er prompt von seiner Frau vor den Latz geknallt. »Wenn du nicht sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen, die sich irgendein Verkehrsheini der Stadt ausgedacht hat, eingehalten hättest und wie eine lahme Ente durch die Gegend gezuckelt wärst, hätte uns das nicht passieren können.« Evelyn verschränkte demonstrativ die Hände vor der Brust.

»Na und? Du wolltest ihm ja gar nicht hinterherfahren. Warum regst du dich jetzt so auf? Tu einfach so, als wären wir ihm nie gefolgt«, schlug Fritz, nun ebenfalls eingeschnappt, vor.

»Wenn wir ihm nicht hinterhergefahren wären, stünde ich jetzt in einer Umkleidekabine und würde ein Kostüm von Chanel anprobieren! Wie zum Henker soll ich jetzt so tun, als wären wir ihm nicht gefolgt?«

Gegen diese Frauenlogik wusste Fritz Mollbauer kein Argument vorzubringen. Evelyn hatte aber natürlich recht: Wenn sie beide diesen Wallner nicht verfolgt hätten, würde er sich jetzt mordslangweilen und mit anderen männlichen Leidensgenossen auf einer der spärlich bemessenen Sitzgelegenheiten rund um das Umkleideparadies für Frauen ausharren. Gemeinsames Leid war bekanntlich halbes Leid, aber beim Einkaufen traf diese Weisheit nicht zu. Jeder Mann musste das volle Ausmaß solcher Ankleidezeremonien erleiden, so sah es die irdische Gerechtigkeit für jahrhundertelange Unterdrückung der Frauen vor. Da war er lieber hier.

»Was machen wir jetzt?«, fragte er deshalb und blickte die zwölf verglasten Stockwerke hinauf, die verschlossen und zugeknöpft in den Himmel über Linz ragten und zum Ausdruck brachten, dass die beiden Mollbauers dort drinnen nichts verloren hatten.

»Na, was wohl? Nichts wie rein!« Evelyn Mollbauer hatte die Kampfeslust gepackt; sie musterte die steil aufragende Fassade über ihr.

»Den finden wir dort drinnen nie! Stell dir mal vor, wo der überall sein könnte.«

»Wenn wir hier draußen bleiben und uns zanken, finden wir ihn noch weniger, oder?«, entgegnete Evelyn spitz.

»Da hast du auch wieder recht«, pflichtete Fritz ihr bei.

»Ich habe immer recht.«

»Vor allem hast du immer das letzte Wort.«

Als Evelyn zur Gegenattacke ansetzen wollte, bog von der Hauptstraße ein Kleinbus des städtischen Fernsehens ein und parkte direkt vor dem Eingang. Dem Bus entstiegen ein Kameramann sowie –

»... Gustav Kniebel!«, erkannte Fritz Mollbauer den Reporter, der gestern Abend bei ihnen im Chinarestaurant am Tisch gesessen hatte.

»Tatsächlich! Der Kniebel. Ich glaub, ich spinn!« Evelyn Mollbauer hielt ihren Mann am Arm fest. »Jetzt weiß ich auch, was Alexander hier will. Er will zu dieser Pressekonferenz!«

»Mit der Golfausrüstung? Will er denen zeigen, dass er sich das Golfspielen leisten kann, auch wenn er hier nicht mehr arbeitet?«

»Keine Ahnung. Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen!«

»Irgendetwas ist hier faul und stinkt gewaltig zum Himmel!«



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