Tentakelreich (German Edition) by Boom Dirk van den

Autor:Boom, Dirk van den [Boom, Dirk van den]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Horror
ISBN: 9783864021930
Herausgeber: Atlantis Verlag Guido Latz
veröffentlicht: 2014-06-17T22:00:00+00:00

18

»Es ist verdammt groß«, murmelte Roby und schaute auf den Schirm. Er saß neben dem Piloten, einem schweigsamen Typen namens Connor, der sich gut mit dem Shuttle auskannte, dessen interpersonale Fähigkeiten aber zu wünschen übrig ließen. Er sagte kaum ein Wort, und wenn er etwas kommentierte, dann sehr schnell auf eine herablassende und verletzende Art. Ihn schien das nicht zu stören oder er verstand die negativen Reaktionen seiner Umgebung schlicht nicht. Vielleicht war das auch der Grund dafür, warum er lieber still blieb.

An seinen Fähigkeiten als Pilot gab es aber keinen Zweifel, und dass er sich für etwas freiwillig gemeldet hatte, was sich gut als Himmelfahrtskommando herausstellen konnte, sprach ebenfalls für ihn.

Hinten, fast verloren in der großen Passagierkabine, saß der Rest der Expeditionstruppe. Bella hockte in ihrem Sitz und überprüfte den Karabiner, den sie mitführte, auf seine Funktionsfähigkeit. Roby mochte nicht daran denken, dass er es nicht geschafft hatte, sie von der Teilnahme abzuhalten, vor allem deswegen nicht, weil er nicht zugeben wollte, dass es ihn insgeheim freute. Helik sowie sein Alien-Kamerad Exchor, den er als »Experten für vieles« vorgestellt hatte, unterhielten sich leise. Exchor erinnerte am ehesten an eine aufrecht gehende Zikade, wirkte beinahe zerbrechlich und auch die Art, wie er redete, ähnelte eher einem Zirpen als einer vollständigen Artikulation, wie Roby sie gewohnt war. Dennoch war er in der Lage, Worte und Sätze zu bilden, die auch Menschen verstanden, und hatte ein ungewöhnlich hohes Verständnis für Sprachen an den Tag gelegt. Roby hatte nur wenige Worte mit ihm gewechselt, was vielleicht auch an dem strengen Körpergeruch lag, den das Wesen ausstrahlte. Helik hatte sich für Exchors Fähigkeiten und seine Kooperationsbereitschaft verbürgt, und da alle ihm trauten, übertrugen sie die Bereitschaft dazu auch auf die Zikade.

Ein drittes menschliches Besatzungsmitglied hatte sich zu ihnen gesellt. Roby freute sich, dass es eine alte Bekannte war, nämlich Mengsk, die Technikerin von der Hanna, die sich durch ihre Fähigkeiten wie auch ihren Einsatz ausgezeichnet hatte, mit den Aliens gut zurechtkam und von diesen dafür respektiert wurde, sie aus dem Tentakelraumer befreit zu haben. Mengsk gehörte nach der Flucht zur Arche zur Schiffsbesatzung und hatte sich bis zuletzt geweigert, den Tiefschlaf anzutreten.

»Ich bin noch nicht müde«, war ihre Begründung gewesen.

Roby wusste genau, was sie meinte.

Und so war sie bei ihnen, und jedes Mal wenn Roby sie ansah, grinste sie wie ein Honigkuchenpferd. Er war dankbar, dass sie mitkam, nicht zuletzt deswegen, weil Tolbert ihn für seinen Vorschlag damit bestraft hatte, ihm das Kommando über diese Expedition zu übertragen. Er war sich nicht sicher, ob das eine Würdigung seiner Fähigkeiten war oder der Captain ihn damit für seinen Übermut maßregeln wollte, und vermutete, dass beides eine Rolle spielte. Natürlich waren seine Proteste ungehört verhallt, und als sich auch unter den Freiwilligen niemand mit irgendeiner Kommandoerfahrung zeigte, war sein Schicksal besiegelt. Die Mehrzahl der Besatzung wollte einfach nur weg und das Sonnensystem und alles, was dort geschah, möglichst schnell hinter sich lassen. Es hatten sich weniger Freiwillige gefunden als anfangs vermutet. Roby schien zu den wenigen zu gehören, die sich über dieses seltsame Ding ernsthaft Gedanken machten.

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