Tausend Worte der Liebe by Linda Lael Miller
Autor:Linda Lael Miller [Miller, Linda Lael]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
veröffentlicht: 2013-12-20T23:00:00+00:00
8. KAPITEL
Shay stand vor ihrem Karussellpferd, mit in die Hüften gestemmten Händen und zur Seite geneigtem Kopf. Eine Woche lang hatte sie jeden Abend an der Wiederherstellung von Clydesdale gearbeitet. Doch jetzt war es geschafft. Es glänzte rosa, silbern und hellblau – wie in seinen besten Zeiten: ein Prachtstück.
Shay seufzte und steckte die Hände in die Kitteltaschen. Und was nun? Hank war noch mehr als zehn Tage weg, die Bücher über Einzelhandel und Management kannte sie fast auswendig. Außerdem hatte sie durch die jahrelange Tätigkeit bei Marvin Reese auch vieles gelernt, was praktische, selbstständige Geschäftsführung anging. Die Zeit war reif, sich der Durchführung ihrer Ideen zuzuwenden.
Shay schaute zur Uhr. Es war beinahe zwei Uhr morgens, und für Viertel nach neun war der dritte Werbespot angesetzt. Wenn sie jetzt nicht zu Bett ging, wäre der Reinfall vorprogrammiert. Obwohl Shay sich pausenlos irgendwie beschäftigte, sich müde machte bis zur Erschöpfung, hatte sie Angst, im Bett zu liegen und nicht einschlafen zu können. Sobald sie ihre Augen schloss, erschien Mitch und sagte ihr, dass die Kindheit sich nicht zurückholen ließ.
Shay betrachtete ihr Holzpferd wieder. Wer möchte wohl eine so erbärmliche Kindheit auferstehen lassen? Sie dachte an die vielen Tränen, die unzähligen Enttäuschungen, an die luxuriöse Einsamkeit. Jeder fremde Fan von Rosamond hätte eher deren Aufmerksamkeit erregen können, als die eigene Tochter.
Sie biss sich auf die Lippen. Nein, Mitch Prescott, in diesem Punkt irrst du dich. Clydesdale bedeutete ihr nichts weiter als eine Erinnerung an die wenigen glücklichen Stunden, die sie Riley und Garrett verdankte.
»Darf ich einmal sagen, Shay, dass Sie ganz furchtbar aussehen?« Vor Shays Schreibtisch stand Richard Barrett und war alles andere als erfreut. Shay sah die Post durch. Eine bunte Karte war dabei vom Eiffelturm, Marvin und Jeannie schickten tausend Grüße. Shay wünschte, sie hätte den beiden schon gebeichtet, dass ihre Tage hier gezählt waren.
»Sie haben schwarze Ringe unter den Augen«, begann Richard wieder.
Shay las ungerührt, was Marvin sonst noch schrieb. In knapp zwei Wochen wollten sie wieder hier sein. Dann, nach ein paar Tagen zum Ausruhen und Akklimatisieren, musste sie es ihnen sagen. »Denken Sie sich doch etwas aus mit ‚Ringen‘, Richard. Dann passt eine Großaufnahme von mir gut dazu.«
»Sie sind nicht nur übermüdet, Sie haben den Verstand verloren, Shay. Was ist mit Ihnen los?«
»Nichts, was nicht durch eine halbe Tonne Zucker schlagartig besser wird. Heute ist Zuckertag, oder?«
Richard beeilte sich, Shay freundlicher entgegenzukommen. »Es ist garantiert sicher, Shay, Ihnen passiert bestimmt nichts. Ich würde Sie doch nie in Gefahr bringen!«
»Jetzt hören Sie bitte auf! Mir genügt, wie lächerlich das ganze Theater ist.«
»Sie wussten darüber Bescheid, und Sie sind einverstanden gewesen.«
»Weil ich damals das Geld brauchte.«
»Wollen Sie einen Rückzieher machen? Kneifen?«
Shay schüttelte den Kopf. »Nein, zugesagt ist zugesagt. Auch wenn es mir noch so blöd vorkommt.«
»Gut. Dann sollten wir uns aber beeilen. Wer weiß, wie lange das Wetter hält. Unten wartet ein Kipper mit einer Wagenladung Zucker.« Es schien ihm tatsächlich fast peinlich zu sein. »Sie können es mir glauben, ich bin genauso froh, wenn dieser Spot im Kasten ist.«
»Das ist absolut unmöglich, so froh wie ich können Sie gar nicht sein.
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