Tarean Bd. 1 - Sohn des Fluchbringers by Bernd Perplies

Tarean Bd. 1 - Sohn des Fluchbringers by Bernd Perplies

Autor:Bernd Perplies
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: LYX
veröffentlicht: 2012-02-24T10:58:58+00:00


9

DIE ZWÖLF ZINNEN

Es fühlte sich an, als ob jemand in einer eisigen Winternacht inmitten des ewigen Schnees eine Kerze entzündet hätte. Ganz sanft und flüchtig strich die Wärme über die Innenflächen seiner Hände, zog zwischen seinen Fingern hindurch und brachte sie zum Kribbeln.

Tarean öffnete die Augen und richtete sich langsam auf. Er hatte nicht gemerkt, wie er am Bett Aurils eingeschlafen war, und er blickte rasch zum Gesicht der Albin. Es war unheimlich still im Raum, und es dauerte einen Augenblick, bis der Junge begriff, dass es das röchelnde Atmen der jungen Frau war, das fehlte.

Ein jäher Schrecken durchfuhr ihn. Oh, ihr Dreigötter. Sie ist tot.

Doch dann fiel sein Blick auf das Amulett des Vogelmenschen, und er sah, dass es matt schimmerte. Und als er sich wieder näher beugte, erkannte er seinen Irrtum. Das Röcheln war verstummt, aber nicht, weil die Albin von ihnen gegangen war, sondern weil ihr Atem vielmehr ruhig und gleichmäßig ging. Er berührte sanft ihre Stirn und spürte, dass auch das Fieber deutlich nachgelassen hatte. »Bei Indra, es wirkt. Es wirkt!« Er sprang auf und schrie: »Bromm!«

Hastig rannte er in die Haupthöhle. Rodrik, Shivonne und Fenrir lagerten ums Feuer herum und unterhielten sich leise, Alwyn hockte etwas abseits und zupfte leise auf einer Laute, und Bruder Lanfert saß am Eingang der Höhle und schien ins Gebet vertieft. Von den anderen war keine Spur zu sehen. Draußen, vor der Höhle, war es Nacht geworden. »Wo ist Bromm?«, fragte Tarean aufgeregt in die Runde.

»Hier«, erwiderte der Bär und kam aus dem Eingang geeilt, hinter dem die Kammer lag, in welcher der Junge früher am Tag erwacht war. »Was gibt es?«

»Sie wird wieder gesund, Bromm«, eröffnete ihm der Junge voller Freude. »Auril wird wieder gesund. Die Alte Macht Kilriens hat sie geheilt!«

Der Bär riss ungläubig die Augen auf, dann eilte er zu Tarean hinüber, erhob sich auf die Hinterläufe und umarmte ihn so überschwänglich, dass er ihn beinahe erdrückt hätte. »Ohoho, das ist großartig, mein Junge. Das ist die beste Neuigkeit, die man sich in dieser Stunde wünschen kann.«

»Tarean!«, wurde hinter ihnen ein helles Stimmchen laut. Moosbeere kam um die Ecke geschwirrt. »Sie ist wach.«

Bromm schlug ihm aufmunternd auf die Schulter. »Komm, mein Junge. Besuchen wir sie.« Mit leicht gequältem Gesichtsausdruck rieb sich Tarean die schmerzende Schulter und ging dann dem Bären nach.

Die Albin saß halb aufgerichtet auf ihrem Felllager und blickte ihnen verwundert entgegen. »Wo sind wir? Und was ist geschehen?«

»Du wärest fast gestorben. Ein Wolflingsspeer mitten durch den Leib. Doch der Wunderknabe hat seinem Namen alle Ehre gemacht und wahrlich ein Wunder vollbracht, indem er dich dem Tod entrissen hat.« Der Bär war so aufgeregt, dass er ganz entgegen seiner sonst eher wortkargen Art plapperte wie ein Wasserfall. Tarean stand indes einfach nur daneben und blickte die Gefährtin an, und es schmerzte ihn beinahe vor Glück, dass sie wohlauf schien.

Die Albin legte den Kopf leicht schief. »Ich erinnere mich. Erst ein furchtbares Brennen in der Brust – und dann wurde es dunkel.« Sie tastete mit der Rechten nach dem Verband, der ihren Oberkörper bedeckte.



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