Tamuli 3 - Das Verborgene Land by David Eddings

Tamuli 3 - Das Verborgene Land by David Eddings

Autor:David Eddings
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Tamuli
veröffentlicht: 2011-02-04T23:00:00+00:00


17

Ihre königliche Hoheit, Kronprinzessin Danae von Elenien, saß gedankenverloren auf einer abgelegenen Fensterbank in einem oberen Stockwerk der Burg Ihrer Mutter. Das Wetter war wechselhaft, und zur Zeit fegte ein heftiger Windstoß welke Blätter wie huschende braune Mäuse über den Rasen unterhalb des Fensters. Danae streichelte abwesend ihre schnurrende Katze, während sie verschiedene Möglichkeiten überdachte.

Mirtai, die Hand am Schwertgriff, grimmig und unerbittlich in atanischem Harnisch aus poliertem Stahl und schwarzem Leder, stand in mürrischem Gehorsam ein gutes Stück entfernt auf dem Korridor.

»Du bist immer noch böse auf mich, nicht wahr?« fragte Danae die goldene Riesin, ohne sich auch nur umzudrehen.

»Es steht mir nicht zu, das Benehmen meiner Besitzer zu mißbilligen«, antwortete Mirtai stur.

»Hör schon auf damit. Komm her!«

Mirtai marschierte gehorsam zu ihrer kleinen Herrin. »Ja?«

»Ich werde es noch einmal versuchen. Bitte, hör mir diesmal zu!« »Wie Eure Majestät befiehlt.«

»Das wird ausgesprochen lästig, ist dir das klar? Wir lieben dich, Mirtai.« »Spricht Eure Majestät im Pluralis majestatis?«

»So langsam machst du mich wütend! Ich habe einen Namen, den du sehr wohl kennst! Wir alle lieben dich, und es hätte uns das Herz gebrochen, wenn du dich getötet hättest. Ich habe deshalb ein bißchen grob zu dir gesprochen, damit du wieder zur Vernunft kommst.«

»Ich weiß, warum du es getan hast, Danae. Aber mußtest du mich im Beisein der anderen so demütigen?«

»Ich möchte mich dafür entschuldigen.«

»Das kannst du gar nicht. Du bist eine Königin, und Königinnen dürfen sich nicht entschuldigen.«

»Ich schon, wenn ich es will!« Danae machte eine kurze Pause. »Tja, das war's!« fügte sie dann hinzu.

Mirtai lachte, und plötzlich schlang sie die Arme um das kleine Mädchen. »Du wirst nie lernen, eine Königin zu sein, Danae.«

»Oh, das würde ich nicht sagen. Königin zu sein bedeutet nur, daß man bekommt, was man will. Ich bekomme immer, was ich will. Für so was Einfaches brauche ich keine Krone und auch keine Armee.«

»Du bist ein sehr verzogenes Mädchen, Majestät.«

»Ich weiß. Und ich genieße jede Minute.«

Da hörte die Prinzessin ein schwaches, weit entferntes Murmeln – ein Geräusch, das so leise war, daß Mirtai es nicht einmal erahnen konnte.

»Würdest du bitte Melidere zu mir schicken?« bat sie, seufzte und verdrehte die Augen. »Ich bin sicher, sie sucht mich sowieso schon. Wahrscheinlich ist es wieder mal an der Zeit für eine dieser Mädchen-Unterrichtsstunden.«

»Melidere unterweist dich in höfischem Benehmen und den üblichen guten Manieren, Danae«, rügte Mirtai. »Wenn du Königin werden willst, mußt du das beherrschen.« »Was mich angeht, halte ich das alles für lächerlich. Aber geh schon voraus, Mirtai. Ich komme in ein paar Minuten nach.«

Die Riesin eilte den Gang entlang, und Danae fragte leise in die Luft: »Was gibt es, Setras?«

»Du beherrscht das alles doch, Aphrael.« Ihr lockenköpfiger Vetter erschien plötzlich neben ihr. »Warum nimmst du da Unterricht?«

»Weil es Melidere etwas zu tun gibt und verhindert, daß sie auf dumme Gedanken kommt. Ich habe sehr viel Zeit und Mühe darauf verwendet, sie und Stragen zusammenzubringen. Ich möchte nicht, daß Melidere meine Arbeit zunichte macht, indem sie sich aus Langeweile anderswo und vor allem anderswie vergnügt.« »Das ist dir sehr wichtig, nicht wahr?« Die Frage klang verwundert.



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