Talberg 2022: Roman (Die Talberg-Reihe 3) (German Edition) by Korn Max

Talberg 2022: Roman (Die Talberg-Reihe 3) (German Edition) by Korn Max

Autor:Korn, Max [Korn, Max]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2022-05-09T00:00:00+00:00


2

»Zeigen Sie mir die Stelle, wo Sie die Überreste gefunden haben!«, verlangte sie von Wegebauer, nachdem sie Bender weggedrückt hatte.

»Die gibt es nicht mehr.«

»Wie jetzt?« Er wirkte genervt, aber das war ihr egal.

»Der Hang. Ich meine, der Sturm hat ihn weggeschwemmt. Das habe ich doch übermittelt. Darum blieb mir keine Wahl, ich musste die Knochen unter dem Baum hervorholen, bevor alles endgültig unter Tonnen von Erde und Gestein begraben worden wäre.«

»Ich will die Stelle trotzdem sehen!«, verlangte sie. Er zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg, den Berg runter. Durch den Matsch und die Rinnsale, die sich immer noch ins Tal schlängelten. Weiter unten schob ein Traktor mit Vorderlader Erdmassen zur Seite. Der Mann, der das Gefährt lenkte, war darum bemüht, die Straße freizulegen. Überall im Dorf waren die Dieselmotoren der Landmaschinen zu hören, die heute und in den nächsten Tagen zu nichts anderem eingesetzt werden würden, als um die Verwüstung durch den Orkan zu beseitigen.

Sie folgte Wegebauers Tritten, bis sie wieder sicher unten im Dorf waren. Er mochte verschroben sein, aber er kannte sich aus, nicht nur was den Ort und seine Umgebung anging. In seiner Akte stand, dass er hier aufgewachsen war. Das bedeutete, er war auch vertraut mit den Leuten, die hier lebten. Vielleicht brauchte sie ihn doch mehr, als sie bislang angenommen hatte. Natürlich hatte ihr Bender unverzüglich Verstärkung schicken wollen, als sie von Dr. Fischer berichtet hatte. Doch sie konnte ihn dazu überreden abzuwarten, bis sie sich wieder meldete.

Auf ihrem Weg durch den Ort spürte sie die Blicke der Leute. Misstrauen, aber vor allem Neugier leuchtete den Frauen und Männern aus den Augen. Sie mussten sich wundern, woher diese fremde Frau kam, wo doch keine der Straßen befahrbar war. Aber das allein dürfte nicht alles sein. Ebenso fragten sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit, was sie und der Dorfpolizist da zu schaffen hatten. Das würde schnell die Runde machen. Die Gerüchteküche dürfte bereits anfangen zu brodeln. Sie war sich nur noch nicht sicher, inwieweit das ihre Ermittlungen verkomplizierte.

Wegebauer stiefelte mit eingezogenem Kopf voraus. Niemand von den Leuten, an denen sie vorbeikamen, sprach ihn an, was sie sehr bald irritierte. Wie es schien, genoss er kein besonderes Ansehen hier. Er war einer von hier und gehörte doch nicht dazu. Wodurch war er in Ungnade geraten?

Sie gingen an der Granitsteinmauer entlang, die den Friedhof einfasste. Auf dem Kirchplatz stand der Pfarrer, und es war offensichtlich, dass er sie erwartete. Wegebauer drückte den Karton mit den Knochen noch enger an sich.

»Grüß Sie Gott!«, sagte der Pastor. »Wen bringst du uns denn da mit, Adam?«

Wegebauer warf ihr einen vielsagenden Blick zu.

»Eva Engler«, stellte sie sich vor. »Ich bin eine Kollegin.« Seit die Welt von Corona heimgesucht worden war, streckte einem niemand mehr die Hand entgegen. Wie es den Anschein hatte, galt dies auch für Geistliche.

»Kollegin?«, wiederholte der Priester, der wohl jenseits der sechzig war und etwas Echsenhaftes an sich hatte. Ohne Frage schmeckte ihm das Essen, das ihm seine Pfarrersköchin zubereitete, nur zu gut. Sein runder Kopf,



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