Tal ohne Sonne by Heinz G. Konsalik

Tal ohne Sonne by Heinz G. Konsalik

Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-30T04:00:00+00:00


Der ganze Stamm der Uma schien damit beschäftigt zu sein, das große Fest vorzubereiten. Im Dorf wimmelte es von nackten oder halbnackten braunen Gestalten, Schweine und Hühner wurden zusammengetrieben, Bananenstauden schleppte man heran, an vielen Stellen wurde Sagomehl gestampft, überall loderten Feuer, Hunderte von Gerüchen verjagten die sonst reine, klare Luft, von Haus zu Haus, über den Festplatz hinweg, wurden Girlanden aus Vogelfedern gespannt, vornehmlich aus den Frauenhäusern brachte man die Schrumpfköpfe heraus und dekorierte damit die Außenseiten, und etwas abseits saßen die Krieger auf dem Boden und bemalten einander Gesichter und Körper mit leuchtenden Pflanzenfarben.

»Es sind mindestens achthundert Menschen«, stellte Pater Lucius fest.

»Und das alles erinnert mich stark an den Aufbau eines Jahrmarktes.« Reißner fotografierte unaufhörlich. »Fehlt bloß noch, daß sie ein Karussell aufbauen. Kirmes bei Papuas.«

Sie saßen alle zusammen auf den Stufen ihres Männerhauses und sahen dem bunten Treiben zu. Niemand beachtete sie jetzt, es kam aber auch keine der Frauen und brachte ihnen etwas zu essen. Von Häuptling Dai Puino war nichts zu sehen, vor seiner großen Hütte fand lediglich das Schweineschlachten statt, das bei Kreijsman wieder Übelkeit erzeugte. Zuerst hieb man den Tieren mit einer Baumkeule auf den Schädel, sie fielen betäubt um, dann stieß man ihnen einen Speer tief in die Kehle und schnitt ihnen die Gurgel durch. Noch während sie zuckten, begann man, sie zu teilen. Bellend und jaulend umringten die Hunde den Schlachtort, bekamen die Därme zugeworfen und rannten mit ihnen in den Bananenwald, wo sie die blutigen Stücke fraßen.

»Ich kriege keinen Bissen runter«, würgte Kreijsman. »Ich mach' mir nachher eine Dose Bohnen auf. Mein Magen zieht sich zusammen.«

»Schön braun gebraten, sieht das alles anders aus«, sagte Zynaker. »Fred, wenn Sie das Essen ablehnen, ist das eine große Beleidigung.«

»Und dazu gibt's als Gemüse die leckeren Sagowurmlarven, was?« Reißner unterbrach sein Fotografieren. »Fritiert in Menschenfett.«

»Wann überreichen wir eigentlich unsere Geschenke?« fragte Schmitz.

»Ja, das wollte ich auch fragen.« Reißner lachte rauh. »Wann beginnt unsere große Zauberschau? Und noch eine Grundsatzfrage: Wollen wir hier im Dorf bleiben?«

»Ich habe mir gedacht, daß wir hier unsere Hauptstation aufbauen.« Leonora hatte über ihre Knie eine Karte gebreitet und fuhr mit dem Zeigefinger über die Berge und Schluchten, die noch kein Weißer betreten hatte. Die Karte war anhand von Luftaufnahmen gezeichnet worden. Leonora zeigte auf einen Punkt. »Hier muß unser Dorf ungefähr liegen. Von hier aus können wir nach allen Himmelsrichtungen ins Unbekannte vordringen. Die Uma kennen alle Pfade, Flüsse und Sümpfe, sie könnten uns führen.«

»Wenn wir ihre Freundschaft behalten«, warf Zynaker ein. »Das Begrüßungsfest ist noch keine Garantie, daß wir auch morgen noch ihre Freunde sind. Das kann sich blitzschnell ändern.«

»Wenn wir die neun Verwundeten durchbekommen, wird sogar Hano Sepikula unser Freund sein«, sagte Schmitz.

»Nicht, wenn wir seinem Bruder helfen, Häuptling zu bleiben.« Zynaker stand von der Treppenstufe auf und blickte zu den sich bemalenden Kriegern hinüber.

»Wenn man wüßte, wer der größere Halunke ist«, sagte Reißner, »dann wäre die Wahl leichter. Donald, wo wollen Sie hin?«

Zynaker hatte sich in Bewegung gesetzt, blieb aber stehen. »Mein Magen sagt mir gerade: Du hast noch nicht gefrühstückt.



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