Tage des Schmerzes: Band 2 der Siegel Chroniken (German Edition) by Schnell Andreas
Autor:Schnell, Andreas [Schnell, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Mantikore-Verlag
veröffentlicht: 2014-05-04T22:00:00+00:00
Mit jedem Schritt, den Feldwebel Froh nach unten ging, verstärkte sich das Geräusch, das er im Erdgeschoss gehört hatte. Alle paar Sekunden wurde Holz oder etwas Vergleichbares gegen Metall geschlagen. Immer und immer wieder, wie ein bizarrer Rhythmus, der einfach nicht enden wollte.
Im Keller angekommen war es so finster geworden, dass nur noch der Lichtkegel der Taschenlampe für spärliche Sicht sorgte. Es gab nur eine geschlossene Metalltür, die die Aufschrift „Zellentrakt A“ trug: der einzige Weg zur Quelle des Lärms.
Dirk drückte sein Ohr gegen die Tür, doch abgesehen von den vertrauten Schlägen war nichts weiter zu hören. Er schaltete seine Taschenlampe aus, drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand und öffnete langsam die Tür. Durch den Spalt schaute er in den Gefängnistrakt und konnte einige Meter weiter die groben Umrisse eines Menschen erkennen, der Bewegungen im Gleichklang mit dem metallischen Klopfen vollführte.
Der Feldwebel war bislang unentdeckt geblieben, was ihm einen entscheidenden taktischen Vorteil verschaffte. Mit der Pistole im Anschlag, die Hand mit der Taschenlampe über den Unterarm seiner Waffenhand gelegt, drückte er sich durch den Türspalt. In dem Flur angekommen, schaltete er die Lampe wieder an.
Der Lichtkegel bohrte sich gleich einer Lanze durch die Dunkelheit. Links und rechts ließen sich vereinzelt Zellentüren erahnen und in etwa fünf Metern Entfernung entpuppte sich der Störenfried als Zombie in Polizeiuniform. Der Untote hatte, abgesehen von einer blutigen Stirn, keine offensichtlichen Verletzungen, doch sein Aussehen und Verhalten war trotz allem typisch. Fahle, schlaffe Haut, die beinahe transparent wirkte, Muskelzuckungen und abgehackte Bewegungen.
Nachdem das Licht den uniformierten Untoten erfasst hatte, machte er noch einige Momente weiter wie zuvor und hielt sich mit beiden Händen an den Gittern einer Zelle fest, ließ seinen Kopf nach hinten sacken, nur um ihn dann gegen die Tür zu hämmern.
Ab einem gewissen Punkt schien die Kopfarbeit dann aber doch ihren Reiz zu verlieren und der Zombie drehte zuerst seinen malträtierten Schädel in Richtung Dirk, gefolgt vom Rest des Körpers. Ein schmatzendes Grunzen schlüpfte aus der Kehle des bleichen Beamten, dann wankte er in Richtung seines neuen Opfers.
»Für dich Witzfigur habe ich nicht mal eine Kugel übrig«, sagte Dirk, steckte die Pistole zurück in seinen Holster und zückte sein Kampfmesser. Mit einer geschickten Drehung beförderte er die Schneide in seine Hand, holte aus und schleuderte das Messer in Richtung seines Gegenübers. Ein knackender Ton erfüllte den Raum, als die Klinge im Kopf des Zombies stecken blieb. Dieser stoppte augenblicklich und verdrehte seine toten Augen, als könne er nicht glauben, was ihm widerfahren war. Dann sackte er zu Boden, zuckte noch ein paar Mal, um sich schließlich zu endgültiger Ruhe zu begeben.
Solange es keine Notwendigkeit gab, seine Waffe zu benutzen, hielt sich Dirk an die Maxime, Munition zu sparen. Darüber hinaus war der wohl überlegte Einsatz einer gut geschliffenen Klinge weitaus geräuschloser.
Während der Feldwebel zu dem, nun endgültig toten, Polizisten ging, leuchtete er den Gang weiter aus. Es ging noch rund zehn Meter weiter, bevor eine geschlossene Tür den Zugang zum nächsten Zellentrakt verhieß. Alle Zellentüren waren verschlossen und niemand sonst war in dem schmalen Gang zu entdecken.
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