Tödlicher Lavendel by Remy Eyssen

Tödlicher Lavendel by Remy Eyssen

Autor:Remy Eyssen [Eyssen, Remy]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalroman
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2015-04-11T16:00:00+00:00


39. KAPITEL

Leon hatte sich auf der Heimfahrt Zeit gelassen. Er musste seine Gedanken ordnen. Was war los mit dieser Frau? Wieso konnte er sie so wenig begreifen? Wieso überraschte sie ihn ständig, tat Dinge, die er nicht erwartete? Warum gelang es ihr, ihn so zu verunsichern? Er verstand sie nicht, verstand nicht, was sie dachte oder fühlte. Lag es daran, dass er keine Frau mehr angerührt hatte, seit Sarah verschwunden war? Vielleicht waren seine Erwartungen zu hoch. Vielleicht wusste er nicht mehr, wie man Frauen richtig behandelte.

»Bei Frauen musst du immer in der Übung bleiben«, hatte sein Freund Uwe gesagt, »ist genau wie im Fußball. Wer das Training schwänzt, kann auch kein Tor schießen, wenn’s drauf ankommt.« Seit Leon alleine lebte, hatten sich Uwe und seine Frau Anna in den Kopf gesetzt, ihn mit einer ihrer zahllosen Freundinnen zu verkuppeln. Ständig luden die beiden ihn zum Essen ein, und immer wieder war ganz zufällig eine liebe Freundin vorbeigekommen, die Leon »unbedingt kennenlernen wollte«.

Am Anfang war er mit der einen oder anderen Frau ausgegangen. Aber meist gingen ihnen schon beim ersten Date die Gespräche aus. Gelegentlich hatte es flüchtige Zärtlichkeiten gegeben – Küsse und ungeschickte Fummeleien im Taxi oder vor der Haustür, wenn er die diversen Kandidatinnen nach Hause gebracht hatte. Und wenn er ehrlich war, hatte er die wenigen Chancen, mit einer seiner Verabredungen ins Bett zu gehen, bewusst verstreichen lassen. Dabei hatte er sich nach Sex gesehnt, aber es war der Moment danach, vor dem er immer zurückgeschreckt war. Wenn sich entschied, ob man schon bereit war, die Nähe des anderen zu ertragen, oder ob die Ernüchterung einen nur noch an Flucht denken ließ.

»Du grübelst zu viel über die Vergangenheit«, hatte Uwe gesagt, »Frauen wollen lachen. Wer ficken will, muss fröhlich sein, weiß doch jeder.« Uwe hatte recht. Er hatte sie alle mit Sarah verglichen, und keine hatte bestehen können – bis jetzt.

Leon hatte nach der Ankunft in Isabelles Haus geduscht und sich umgezogen. Jetzt saß er auf der Terrasse unter der Bougainvillea und genoss ein Glas Rosé und die Ruhe. Unten im Ort konnte er die blauen Blinklichter der Polizeiautos sehen, und er konnte das Geräusch des Hubschraubers hören, der mit seinen Suchscheinwerfern im Tiefflug die Küste entlangschwirrte und die Stände kontrollierte.

Leon hatte auf der Rückfahrt mit Isabelle telefoniert. Sie hatten die kleine Emma noch immer nicht gefunden. Inzwischen suchten fast 200 Polizisten nach dem Kind. Die Fahndung wurde weiter ins Hinterland ausgedehnt. Jede Scheune, jedes leerstehende Haus, jeder Schuppen wurde überprüft. Die Küstenwache hatte auch nichts gefunden. Aber eigentlich konnte sich sowieso niemand vorstellen, dass das Mädchen ertrunken war. Es war eine Entführung, genau wie die Medien berichteten, und insgeheim rechnete jeder damit, dass man früher oder später die Leiche des Kindes finden würde.

Der Verdacht gegen René Fabius hatte sich erhärtet. Eine Touristin hatte sich bei der Polizei mit einem Handyvideo gemeldet. Es zeigte ihre Tochter beim Spielen am Strand. Im Hintergrund war die kleine Emma Talbot zu erkennen, die sich mit Fabius unterhielt, während er gebrannte Mandeln verkaufte.



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