Sylter Wellen by Sarah Mundt

Autor:Sarah Mundt [Mundt, Sarah]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: tolino
veröffentlicht: 2017-03-27T22:00:00+00:00

12.

»Ich habe ja schon einen wahren Horror vor der Sommersaison! Dann ist es jeden Tag so wie am letzten Wochenende! Ich bin so viel gerannt, dass ich sogar Blasen habe.« Elke legte die Füße auf den Hocker vor der Bank, draußen neben der Küchentür. »Tut das gut!«, seufzte sie lang gezogen.

Kathi setzte sich neben ihre Mutter und blies über den heißen Tee in ihrer Tasse. Es war der Dienstag nach Pfingsten, und sie hatten noch eine Viertelstunde, ehe sie das Café öffnen würden. Alles war vorbereitet, und sie saßen zu dritt vor dem Haus, um die warme Morgensonne zu genießen, ehe der Ansturm des Tages begann.

»Du wirst es mir nicht glauben, aber man gewöhnt sich daran. Irgendwann hat man nicht mal mehr Blasen, auch wenn man den ganzen Tag gerannt ist.«

»Aber dafür hat man dann Hornhaut überall!«, ergänzte Neele grinsend. »Sehr sexy.«

»Es interessiert sowieso niemanden mehr, ob meine Füße nun sexy sind oder nicht!«, sagte Elke. »Der Zug ist abgefahren.« Sie schob die Unterlippe vor und machte ein tieftrauriges Gesicht.

»So ein Quatsch!«, sagte Kathi. »Du tust schon, als seist du mindestens hundert.«

»Meine Füße fühlen sich jedenfalls so an!«

Alle drei lachten.

»Was ist denn mit deinem treuen Frühstückskunden, Elke?«, fragte Neele. »Wäre der nichts für dich? Der scheint doch nett zu sein, und gut aussehend ist er obendrein.«

»Nanu? Hab ich da was verpasst?«, fragte Kathi neugierig.

»Sie meint Andi«, erklärte Elke hastig. »Der kommt seit ein paar Tagen immer morgens zum Frühstücken her. Er sagt, er kann die Gummibrötchen in seinem Hotel nicht mehr sehen.«

Kathi entging nicht, dass Elke bei der Erwähnung seines Namens kurz rot geworden war, und lächelte. »Ja, warum eigentlich nicht? Andi ist wirklich nett und …«

»… und zu jung«, sagte Elke entschieden. »Außerdem will er nur frühstücken und keine Affäre mit der Kellnerin.«

Ein süffisantes Lächeln kräuselte Neeles Lippen. »Wer weiß das schon.« Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. »Jedenfalls lässt er sich immer von Elke bedienen. Wetten, er steht gleich auch wieder vor der Tür?«

»Ja, wegen der Brötchen, nicht wegen mir. Und nun Schluss mit dem Thema.«

Elke rührte ihren Tee um und nahm einen großen Schluck aus ihrer Tasse, während Neele Kathi einen vielsagenden Blick zuwarf.

»Sag mal, wer holt jetzt eigentlich übermorgen Renke und Gesa ab?«, fragte Elke nach einer kurzen Pause. »Hauke? Oder fährst du?«

»Darüber haben wir noch nicht gesprochen. In der Kate war bestimmt in den letzten Tagen genauso viel zu tun wie bei uns. Ich rufe ihn nachher mal an, und dann klären wir das.«

»Versuch ihn mal zu überreden, dass er fährt. Ich kann am Donnerstag deine Schicht nicht übernehmen, ich habe schon was vor«, meinte Elke.

»Ein Date?«, fragte Neele unschuldig.

»Blödsinn!«, erwiderte Elke ärgerlich. »Man kann doch auch was vorhaben, ohne ein Date zu haben!«

»Sicher kann man das, aber …« Neele hielt inne und lauschte. »Da ruft doch jemand.«

Jetzt hörte auch Kathi, dass jemand auf der anderen Seite des Hauses »Hallo!« rief.

Neele sah auf ihre Armbanduhr. »Da hat’s aber jemand eilig! Zehn Minuten Zeit haben wir noch.«

Kathi, die glaubte, die Stimme erkannt zu haben, stand auf.

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