Suspense by Highsmith Patricia

Autor:Highsmith, Patricia [Highsmith, Patricia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biographien
ISBN: 978-3-257-60209-8
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2015-01-27T00:00:00+00:00

Eingestimmt sein

Gute Bücher schreiben sich selbst, und das trifft auf ein kleines, aber erfolgreiches Buch wie Der talentierte Mr. Ripley genauso zu wie für die großen Werke der Weltliteratur. Wenn der Autor lange genug über seinen Stoff nachdenkt, bis dieser zu einem Bestandteil seines Lebens und Fühlens geworden ist – so dass ihm abends sein letzter und morgens sein erster Gedanke gilt –, dann fließt beim Schreiben alles wie von selbst. Ein Autor sollte sich ganz und gar auf sein Buch einstellen, egal, wie lange die Niederschrift dauert, sechs Wochen, sechs Monate, ein Jahr oder noch länger. Es ist erstaunlich, wie viele Informationen, Gesichter, Namen, Anekdoten, Eindrücke sich in das werdende Buch einbauen lassen, wenn man nur voll und ganz bei der Sache ist. Es ist, als würde man dann wie ein Magnet das Passende anziehen und das Unpassende abstoßen.

Wenn man zu schreiben versucht, während man einem Brotberuf nachgeht, ist es wichtig, jeden Tag oder jedes Wochenende eine gewisse Zeitspanne auszuklammern und von jeglicher Störung freizuhalten. Auf gewisse Weise ist das leichter zu bewerkstelligen, wenn man mit jemandem [92] zusammenlebt, weil der Partner dann zur Tür oder ans Telefon gehen kann. Es muss Hunderte von Schriftstellern geben, die an Abenden und Wochenenden einen Roman zu schreiben versuchen. Egal, ob man an fünf Abenden pro Woche zwei oder drei Stunden dafür aufbringt oder jeden Samstag acht Stunden oder viermal wöchentlich drei Stunden – man braucht irgendeinen Stundenplan und muss sich daran halten. Etwas Stolz auf seine Arbeit ist wesentlich und wenn man sich aus dem Takt bringen lässt und Einladungen annimmt, dann ist es mit diesem Stolz bald nicht mehr weit her. Man mag nur langsam vorankommen, aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist zu spüren, dass man mit dem Buch auf dem richtigen Weg ist, selbst wenn man nach einem Monat nur vierzig Seiten geschafft hat. Man sollte darauf achten, nach dem Brotjob noch frisch genug zu sein für eine Nachtschicht, und sich nicht hetzen lassen, sonst gibt’s ein Durcheinander. Das wieder aufzulösen, ist nicht einfach, also besser, man stellt sich der Ablenkung, als sie am Schreibtisch auszusitzen.

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