Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset by Stephen King

Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset by Stephen King

Autor:Stephen King [King, Stephen]
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00


PS Meine Güte, was war ich in dich verknallt!

2. Die Fallaufzeichnungen

1. JUNI 2007

N. ist 48 Jahre alt, Teilhaber eines großen Wirtschaftsprüfungsunternehmens in Portland, geschieden, Vater von zwei Töchtern. Eine ist Doktorandin in Kalifornien, die andere studiert im dritten Jahr am College hier in Maine. Er beschreibt die aktuelle Beziehung zu seiner Exfrau als »distanziert, aber freundschaftlich«.

»Ich weiß, ich sehe älter als achtundvierzig aus«, erklärt er. »Das liegt daran, dass ich in letzter Zeit kaum geschlafen habe. Ich hab’s mit Ambien probiert und mit diesem anderen Zeug, das aussieht wie grüne Motten, aber davon werde ich nur groggy.«

Als ich ihn frage, wie lange er schon an Schlafstörungen leide, muss er keine Sekunde überlegen.

»Seit zehn Monaten.«

Ich erkundige mich, ob ihn seine Schlaflosigkeit zu mir geführt hat. Er lächelt hinauf zur Decke. Die meisten Patienten entscheiden sich zumindest bei ihrem ersten Besuch für den Stuhl – eine Frau meinte sogar einmal, sie würde sich beim Liegen auf dem Sofa fühlen wie eine Neurotikerin aus einem Cartoon im NewYorker -, aber N. hat sich sofort zur Couch begeben. Die Hände fest auf der Brust gefaltet, liegt er da.

»Wir wissen doch beide, dass es nicht so ist, Dr. Bonsaint«, sagt er.

Ich frage ihn, was der damit meint.

»Wenn ich nur die Tränensäcke loswerden wollte, würde ich entweder zu einem Schönheitschirurgen oder zu meinem Hausarzt gehen – der Sie übrigens empfohlen hat und sagt, dass Sie sehr gut sind – und ihn um was Stärkeres bitten als Ambien oder die grünen Mottenpillen. Es gibt doch sicher was Stärkeres, oder?«

Ich äußere mich nicht dazu.

»Soviel ich weiß, ist Schlaflosigkeit immer ein Symptom für was anderes.«

Ich erkläre ihm, dass es sich nicht immer, aber doch in den meisten Fällen so verhält. Außerdem, füge ich hinzu, sind Schlafstörungen nur selten das einzige Symptom, falls es eine tiefere Ursache gibt.

»Ach, andere Symptome habe ich haufenweise«, sagt er. »Schauen Sie sich zum Beispiel mal meine Schuhe an.«

Ich schaue mir seine Schuhe an. Es sind Schnürstiefel. Der linke hat die Schleife oben, der rechte unten. Sehr interessant, versichere ich ihm.

»Genau«, sagt er. »Als ich die Highschool besucht habe, war es bei den Mädchen Mode, die Turnschuhe unten zuzubinden, wenn sie fest mit jemandem gegangen sind. Oder wenn sie einen bestimmten Jungen mochten und fest mit ihm gehen wollten.«

Ob er denn fest mit jemandem zusammen sei, frage ich ihn, um dieVerkrampfung etwas zu lösen, die ich an seiner Körperhaltung bemerke – die Knöchel der ineinander verschränkten Finger treten weiß hervor, fast als hätte er Angst, die Finger könnten davonfliegen, wenn er sie nicht mit einem gewissen Druck in Position hält -, aber er lacht nicht. Nicht einmal ein Lächeln entschlüpft ihm.

»Über das Alter zum Miteinandergehen bin ich schon ein bisschen hinaus«, sagt er, »aber es gibt da was, was ich will.«

Er überlegt.

»Ich habe es damit probiert, beide Stiefel unten zuzubinden. Es hat nichts geholfen.Aber einer oben und einer unten – das bringt anscheinend was.« Er befreit die rechte Hand aus der tödlichen Umklammerung der linken und macht eine Geste, bei der sich Daumen und Zeigefinger fast berühren.



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