Sturmkueste by Santa Montefiore

Sturmkueste by Santa Montefiore

Autor:Santa Montefiore [Montefiore, Santa]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3644520615
Google: 1qFuAgAAQBAJ
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-03-31T22:00:00+00:00


Conor unterbricht lächelnd die Verbindung. Anschließend starrt er eine ganze Weile aus dem Fenster auf den Fluss hinunter, der direkt am Gebäude vorbeifließt, und denkt über diese Frau nach, die an jenem Tag auf dem Berg so unerwartet in sein Leben gestolpert ist und es völlig auf den Kopf gestellt hat. Er staunt darüber, wie viel sich in so kurzer Zeit verändert hat. Ich könnte ihm sagen, dass Zeit keine Rolle spielt. Auf der Erde wird die Zeit in Minuten, Stunden, Tagen und Wochen gemessen – von dort, wo ich bin, sehe ich, dass es in Wahrheit nur eine einzige ewige Gegenwart gibt. Es spielt keine Rolle, dass sie sich erst seit ein paar Tagen kennen, denn Liebe ist nichts Irdisches, sondern Teil der ewigen Gegenwart, die sich nicht in zeitlichen Begriffen messen lässt. Sie ist zeitlos. Wenn das zwischen ihnen wahre Liebe ist, dann ist es so, als hätten sie sich schon ewig gekannt.

Ich sollte mich freuen, dass Conor endlich jemanden gefunden hat, der ihn glücklich macht, aber ich kann es nicht. Die Eifersucht frisst an meiner Seele wie ein Parasit. Sie nährt sich von mir und wird stärker. Ich fühle mich machtlos, da, wo ich bin – unfähig, Einfluss auf das Geschehen zu nehmen oder mich den Menschen bemerkbar zu machen. Nur die Vögel reagieren auf mich, doch ich bin entschlossen zu lernen, wie ich meine Macht ausweiten kann. Schließlich scheint es so, als ob alle Tiere Pegs kleines Mädchen sehen können, als wäre sie lebendig. Wenn sie das vermag, dann kann ich es sicher auch. Also mache ich mich auf nach Connemara, um nach ihr zu suchen.

Ich finde das kleine Mädchen ohne Schwierigkeiten, denn sie scheint sich die meiste Zeit in der Nähe ihrer Mutter aufzuhalten. Bisher habe ich noch nicht mit ihr gesprochen. Ich bin so daran gewöhnt, allein in dieser seltsamen Zwischenwelt zu existieren, die weder Himmel noch Erde ist, dass ich mich scheue, auf sie zuzugehen. Sie sieht aus wie ein Engel, und als ich näher komme, schmerzt mich die strahlende Helligkeit, die sie umgibt. Ich habe keine Augen mehr wie früher, deshalb ist es nicht der gewöhnliche Schmerz, den man empfindet, wenn man nach stundenlanger Dunkelheit in die Sonne blickt. Wie soll man dieses Unbehagen jemandem beschreiben, der noch nie seinen Körper verlassen hat? Ich kann nur sagen, das Licht, aus dem sie besteht, ist so intensiv, dass ich es nicht ertrage.

Aber sie lächelt, und dabei breitet sich ihr Leuchten in meine Richtung aus. Ich will darin eintauchen, doch das kann ich nicht. Ich bin zu dunkel und zu zerbrechlich. Ich spüre, dass es mich verzehren würde wie eine Flamme den Nachtfalter.

«Caitlin», sagt sie.

«Du kennst meinen Namen?», erwidere ich erstaunt.

«Ich heiße Ciara.»

«Du bist ein Engel.»

Sie lacht. «Nein, bin ich nicht. Eine Menschenseele kann niemals ein Engel werden.»

«Was bist du dann?»

«Eine Seele wie du.»

Wie kann sie eine Seele wie ich sein, wenn sie so intensiv leuchtet? Warum strahle ich kein solches Licht aus? «Aber warum bist du so hell?», frage ich.

Sie zuckt die Achseln. «Ich weiß nicht.



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