Sturmbogen – Greatcoats by Castell Sebastien de

Sturmbogen – Greatcoats by Castell Sebastien de

Autor:Castell, Sebastien de
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper Verlag
veröffentlicht: 2015-09-06T16:00:00+00:00


Den Rest des Tages wurde der Weg immer steiler, und ich brauchte immer öfter Kests Hilfe. Oft erschien der Weg unpassierbar. Wohin das Auge blickte, wucherte Dornengestrüpp und bildete scheinbar undurchdringliche Mauern, bis die von uns verfolgten Spuren verborgene Pfade enthüllten. Bei anderen Gelegenheiten stießen wir auf tödlichen Schiefer, der zu rutschigen Splittern zerbrach und den Sturz in die Hunderte von Fuß tiefe Schlucht garantierte – aber man hatte sorgfältig einen schmalen Pfad frei gemacht.

Der Attentäter führte uns an einer Gefahr nach der anderen vorbei, jedes Hindernis wurde allein durch die Spuren umgangen, die er für uns hinterlassen hatte. Jeder Schritt war eine Erinnerung, dass wir ohne ihn verloren gewesen wären – dass die Dashini Dinge tun konnten, die uns einfachen Greatcoats verwehrt blieben.

Langsam entwickelte ich das Gefühl, zu groß zu sein, mich in einen schwerfälligen Trottel verwandelt zu haben, der unbeholfen einem Tänzer von unübertroffenem Geschick folgte. Wie hatte ich in jener Nacht in Rijou nur schnell und präzise genug sein können, um gleich zwei von ihnen zu töten? Welcher Gott oder Heilige mich auch immer während dieses tödlichen Kampfes gesegnet hatte, hatte mich nun verlassen. Selbst wenn die Lähmung meine Finger und Füße nicht taub machte, wusste ich, dass ich beträchtlich langsamer als an diesem Tag war. Wenn der Augenblick gekommen war, würde ich überhaupt die Zeit eines Blinzelns gegen ihre Klingen bestehen?

Glatte Tannennadeln ließen mich ausrutschen und das Gleichgewicht verlieren. Kest fing mich auf, bevor mein Kopf mit der rauen Rinde eines Baumes kollidieren konnte.

Er wird überleben, dachte ich. Das musste unser Plan sein. Wenn Dariana und ich ihren Angriff auch nur einen Augenblick lang abwehren können, wird Kest es zurückschaffen. Ganz egal, wie schnell oder geschickt der Kämpfer ist, wenn sein Gegner nicht überleben will, ist er doppelt so gefährlich.

Der Gedanke an den unmittelbar bevorstehenden Tod und endlich von den Qualen und der Verpflichtung befreit zu sein, die mich an die Tochter eines toten Königs fesselte, war eine plötzliche und gewaltige Erleichterung. Ich kann sie nicht schlagen. Das kannst du nicht von mir erwarten. Du könntest eher von mir verlangen, diesen Berg mit meinen Rapieren abzutragen, als die Dashini für dich zu bekämpfen.

Bei Sonnenuntergang stiegen wir hintereinander durch einen Felsspalt, der am Rand des Berggipfels emporragte. Da erblickte ich eine Viertelmeile entfernt das Kloster der Dashini.

Der Anblick machte mich krank: ein Turm aus schwarzem Stein in der Mitte einer Lichtung. Er war hoch und schmal, als hätte man für ihn einen Dashini-Dolch zum Vorbild genommen.

»Als hätte jemand eine schwarze Nadel in das Land gestochen«, sagte Dariana.

Kest schien der Anblick Übelkeit zu bereiten. Mir auch. »Er war die ganze Zeit über direkt hier, mitten in Aramor«, flüsterte er.

Das Herzogtum von Aramor war schon so lange die Heimat der Könige von Tristia, wie wir Geschichten über Könige zu erzählen wussten. Fast genauso lange kursierten Geschichten über die Dashini und ihren finsteren Mystizismus, über ihre Hingabe an die Kunst des Meuchelmordes. Als Greatcoats hatten wir viel Zeit darauf verwendet, das nötige Geschick zu erlernen, gegen jeden Gegner im Zweikampf antreten zu können, aber die Dashini hatten wir immer gefürchtet.



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