Sturm der Zeit [23.11.14] by Julie Cross

Sturm der Zeit [23.11.14] by Julie Cross

Autor:Julie Cross [Cross, Julie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 310401373X
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2014-10-22T22:00:00+00:00


16

15. Tag, Morgen

Alles kam zum Stillstand.

Mir gefror das Blut in den Adern. Und mein Herz blieb stehen. Ihre Worte drangen durch die Oberfläche und sanken tief in meine Haut ein, und dann geriet alles wieder in Bewegung. Mein Hirn durchforstete sämtliche Theorien, und meine Hände legten sich um ihre Schultern. Ich neigte den Kopf, so dass wir uns direkt in die Augen sehen konnten. »An was erinnerst du dich, Hol?«, fragte ich.

Sie kniff die Augen zu, ihr Atem und ihre Stimme zitterten. »An Farbe. Ich erinnere mich an rote Farbe. Und daran, dass wir uns geküsst haben.«

Erinnerungen der 07er Holly. Mit ihr geschah dasselbe, was auch schon Stewart und Dr. Melvin erlebt hatten. Und Adam. In der Nachricht, die er mir hinterlassen hatte, hatte gestanden, dass er Visionen von sich in einem jüngeren Alter hatte und dass er mich wegen dieser Visionen kannte.

Ich hatte vergessen, dass wir nicht allein waren. Vergessen, dass dies nicht die 07er Holly war. »Daran erinnerst du dich?« Ich konnte es nicht fassen, dass sie diese Erinnerungen besaß. Es fühlte sich an wie ein Segen. Wie eine alte Freundin nach langer Abwesenheit zum ersten Mal wiederzusehen. Sogar ihr Mienenspiel schien sich zu verändern und einen Ausdruck anzunehmen, der zur 07er Holly gepasst hätte.

Meine Hände glitten von ihren Schultern zu ihrem Gesicht, und ich spürte die Hitze ihrer Lippen bereits, bevor unsere Münder sich trafen. Unsere Lippen verschmolzen miteinander, während ihre Finger durch meine Haare fuhren und ihre Zunge mit meiner tanzte.

Ich weiß nicht, wie lange wir an dieser Stelle standen, uns küssten und gegenseitig unseren Duft einsogen, aber irgendwann mussten wir wieder Luft holen, und unsere Münder trennten sich wieder. Ihre Stirn blieb an meiner liegen. Unsere Brustkörbe hoben und senkten sich im selben Rhythmus, während wir die Augen geschlossen hielten.

»Tut mir leid, dass ich verschwunden bin«, flüsterte ich, ohne darüber nachzudenken, mit wem ich da eigentlich sprach.

Der Zauber brach, und sie legte ihre Hände auf meine Brust und schob mich weg. Sie starrte mich ungläubig an und wischte sich dann mit dem Handrücken über die Lippen. »Was zum Teufel … machst du mit mir?«

Ich streckte die Hand nach ihr aus, aber sie riss sich los. »Hör zu, Holly, ich wusste nicht, was das mit dir macht. Ich werde dir jetzt einiges erzählen. Es tut mir leid.«

Sie schüttelte den Kopf, ihre Wut verwandelte sich in Angst. »Du meinst, dass das real war? Was ich gesehen habe? Dass es wirklich passiert ist?«

Ich nickte. »Das war in einer anderen Zeitleiste. Du warst damals jünger. Und ich hing im Jahr 2007 fest.«

»2007«, murmelte sie leise.

»Lass mich dir das genauer erklären –«

Ihre Augen waren schreckgeweitet, und sie hob abwehrend die Hände, während sie vor mir zurückwich. »Nein, schon gut. Du hattest recht. Ich sollte das nicht wissen. Ich sollte nichts von all dem wissen.«

Sie wirbelte herum und rannte weg.

»Holly!«, rief ich ihr nach, aber Dad trat mir in den Weg.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er so dicht bei uns stand. »Lass sie gehen«, sagte er. »Gib ihr Zeit.«

Grayson stellte sich neben Dad.



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