Stunden der Lust by Mars Emma

Stunden der Lust by Mars Emma

Autor:Mars, Emma [Mars, Emma]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Tags: Erotik
Herausgeber: carl’s books Verlag
veröffentlicht: 2014-04-22T22:00:00+00:00


21

10. Juni 2009

»Das kann ich wirklich nicht ablehnen, mein letzter Fernseher hat nur zwei Sender empfangen, und das mit komischen Streifen drauf.«

Mama hatte gerade eine Überraschungslieferung bekommen: einen ultramodernen 3-D-Flachbildschirm-Fernseher mit Internetzugang, der für das Wohnzimmer viel zu groß war.

»Aber sag ihm bitte, dass das viel zu viel ist. Wir kennen uns nicht einmal persönlich, aber seine Geschenke reichen für die nächsten zehn Jahre!«

»Was soll ich machen, das ist typisch David«, jammerte ich im Spaß.

»Hundert werde ich wohl nicht werden …«

»Sag das nicht, Mama!«, rügte ich sie.

»… aber das ist kein Grund, die verlorene Zeit im Voraus nachholen zu wollen! Auch wenn er die Mittel dazu hat.«

Eine Stunde zuvor waren zwei Lieferanten gekommen und hatten sich damit abgemüht, dieses Gerät in Mamas Häuschen unterzubringen. Sie hatten den Fernseher angeschlossen und waren eben gegangen; Mama blieb ungläubig zurück, zwar auch ein bisschen fröhlich, aber vor allem verstört und überfordert von der Welle der Wohltaten, die uns überrollte.

»Hast du ihn wenigstens schon ausprobiert?«

»Ja, ja, ich gucke gerade meine Serie. Vorher hatte ich immer das Gefühl, die kommt direkt aus Brasilien. Jetzt kommt es mir vor, als wären die Schauspieler bei mir zu Hause abgestiegen! Aber es gefällt mir …«

Sie hatte so viele Jahre genügsam und voller Entbehrungen verbracht, Jahre, in denen sie jeden Cent, der ihren Alltag hätte erleichtern können, mir zusteckte, sodass sie es sich absolut verdient hatte, sich dieser kindlichen Freude hinzugeben. Bis zu einem gewissen Grad konnte ich sie auch teilen. Bis zu einem gewissen Grad, das betone ich, denn ich wusste nur zu gut, wo diese verschwenderische Fülle herkam.

An diesem Tag machte mich allerdings noch etwas anderes stutzig.

»Hast du den Fernseher wirklich heute Morgen bekommen?«

»Ja, sagte ich doch: gerade eben. Warum fragst du?«

Ich wusste selbst nicht recht, es war nur eine Ahnung. Trotzdem …

»Das Geschenk davor, was war das noch mal?«

»Die Pfingstrosen mit dem Konfekt, den Calissons. Übrigens köstlich! Laure Chappuis, der alte Drachen, hat sie gestern mit mir aufgegessen. Weißt du, worüber sie sich nun wieder beschwert?«

Ich schaltete ab, Mama und die unsäglichen Possenspiele von Laure Chappuis … Eine Gelegenheit, alles zu überdenken. Pfingstrosen und Calissons: genau nach dem Abend im Zimmer von Marie Bonaparte, dem Abend mit dem vibrierenden Ei.

»Und die Rosenmacarons, weißt du noch, wann das war?«

»Weiß ich nicht mehr. Vielleicht vor zwei, drei Tagen.«

Zwei, vermerkte ich im Geist, denn nun war ich mir sicher.

Die Rosenmacarons waren am Tag nach dem geheimnisvollen Rendezvous im Paris hier angekommen.

»Was hast du denn? Machst du dir Sorgen?«

»Nein, Mama, es ist nichts.«

Nur eine Schlinge mehr um meinen Hals. Eine weitere Verbindung, die er gegen meinen Willen zwischen unseren Leben knüpfte. Das konnte kein Zufall sein. Nach jeder Einladung, nach jeder zu seiner Zufriedenheit erfüllten Aufgabe belohnte er mich am nächsten Tag mit einem Geschenk für Maude. Wenn ich folgsam war, gab er mir Zucker und traf mich dort, wo ich am verletzlichsten war: in Nanterre.

Die Hunderteuroscheine, die ich gestern eingesteckt hatte, brannten mir geradezu auf der Haut. Er bezahlte nicht für meine Dienste, nein, es war viel schlimmer. Ihm waren finanziell keine Grenzen gesetzt: Er schenkte sich mein Leben.



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