Stiftungen zwischen Politik und Wirtschaft by Sitta von Reden

Stiftungen zwischen Politik und Wirtschaft by Sitta von Reden

Autor:Sitta von Reden [Reden, Sitta von]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783110399752
Herausgeber: De Gruyter Oldenbourg (OWV_DGO)
veröffentlicht: 2015-04-21T00:00:00+00:00


Stiftung, Öffentlichkeit und demokratische Kommunikation

Inschriften zu Ehren des Stifters und Stiftungsdekrete befanden sich auf dem Sockel des Denkmals für den Stifter, neben seiner Statue, dem gestifteten Gebäude oder an einem für die Stiftung signifikanten Ort.571 Sie waren Teil des Austauchs zwischen Stifter und Volk und setzten die Gabe, den Dank und deren Monumentalisierung in Beziehung. Sie sind kennzeichnend für die politische Kultur des Hellenismus, in der Politik, Fest, Bild und Inschrift aufs Engste verbunden waren.572 Um sich ein Bild von dem emotionalen und sprachlichen Überschwang, aber auch von der Gemeinschaftssemantik der Inschriften zu machen, sei ein kleiner Ausschnitt aus einer vielzitierten Inschrift aus der griechischen Stadt Sestsos am nördlichen Ufer des Hellespont aus etwa dem Jahr 120 v.Chr. genannt.573 Hier werden dem Menas, Sohn des Menes, auf einer fast zwei Meter hohen Stele höchste Ehren für seine Zuwendungen von Öl und Geräten an das städtische Gymnasion sowie für die großzügige Ausübung seines Amtes als Leiter desselben zuerkannt. Gleichzeitig gibt die Inschrift Einblicke in den Vorbildcharakter und die Verbindlichkeiten von Stiftungen, die über die Publikation der Ehren des Stifters und Dankbarkeit des Volkes bekräftigt wurden. Wesentlich ist dabei die Bedeutung der Sichtbarkeit der gegenseitigen Verpflichtungen und ihrer Erfüllung, die wiederholt mit Begriffen des Sehens im Text betont und durch das Ehrenmonument selbst unterstrichen wurde:

„Damit man nun sieht, dass das Volk die edlen unter den Männern ehrt und diejenigen zu schätzen weiß, die von frühester Kindheit an ihren Ehrgeiz auf das Gemeinwohl gerichtet und Ruhm zu ihrem Ziel gemacht haben, und es an Dank (charis) nicht fehlen lässt, und damit alle anderen durch die Betrachtung der Ehren, die den Edlen vom Volk zu Teil werden, zum Streben nach Schönstem motiviert und auf Tugend hin ausgerichtet werden, und damit schließlich das Gemeinwesen daran aufblüht, dass alle im Streben nach Ruhm ermuntert sind, der Heimat ohne Unterlass Gutes zu tun. Deswegen möge zum guten Gelingen der Rat und das Volk beschließen: Menas, Sohn des Menes, soll gelobt werden für alles, was oben aufgeschrieben steht und für das Wohlwollen (eunoia), das er fortwährend gegenüber dem Volk empfand [ ...]“574



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