Stevens, Amanda by Totenhauch
Autor:Totenhauch
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
EINUNDZWANZIG
Auf dem Heimweg vom Institut nahm ich eine mir bis dahin unbekannte Route und geriet in der Nähe des Old City Market in einen Stau. Für Autofahrer war diese Ecke ein Albtraum, aber für Touristen war es ein Paradies aus Verkaufsständen drinnen und drauÃen, wo man alle möglichen Souvenirs aus dem Lowcountry bekommen konnte: von T-Shirts über Körbe aus Seegras bis hin zu Cornrows, der aus Afrika stammenden Flechtfrisur aus vielen dicht am Kopf anliegenden Zöpfchen.
Eingekeilt zwischen einem Velotaxi und einem verrosteten Toyota kroch ich die Church Street entlang und lieà dabei den Blick über den Kirchhof von St. Philip schweifen, der Heimstatt einiger der ältesten und kunstvollsten schmiedeeisernen Tore der Stadt sowie den zweimal exhumierten sterblichen Ãberresten von John C. Calhoun. Hier waren die Grabsteine in hervorragendem und der Friedhof selbst in einwandfreiem Zustand, doch was mich an der St.-Philips-Kirche am meisten faszinierte, war ihre ungewöhnliche Anlage: Es gab hier zwei voneinander getrennte Friedhöfe, die unter den Beinamen »Vertraute« und »Fremde« bekannt waren; der eine war für die Gemeindemitglieder, die in Charleston geboren waren, der andere für diejenigen, die nicht von hier waren.
Es hieÃ, dass der Friedhof vom Totengeist einer jungen Frau heimgesucht werde, die ihr totgeborenes Baby betrauerte. Touristen und auch Einheimische hatten im Laufe der Jahre eine Reihe von Sichtungen gemeldet, und angeblich war es mindestens einem professionellen Fotografen gelungen, den Geist auf einem Film festzuhalten. Ich selbst hatte bei meinen Besichtigungen von St. Philip noch nie einen Blick auf sie erhascht.
Das Velotaxi fuhr nur noch im Schneckentempo, damit die aufgeregten Fahrgäste mit ihren Handys Fotos schieÃen konnten. Ich wurde immer ungeduldiger, weil ich endlich nach Hause wollte, um den Rest des Tages allein mit Google zu verbringen.
Egregore, Schattenwesen, Pareidolie â Dr. Shaw hatte mir ein paar exotische Häppchen zum Nachdenken serviert, und ich musste dahingehend einiges recherchieren.
Seine Theorien über optische Täuschungen beziehungsweise Klarträume hatten mich noch nicht überzeugt, doch ich wusste besser als irgendjemand sonst, dass Logik zuweilen mit Vorsicht zu genieÃen ist. Seine Erklärungen waren in jedem Fall leichter zu verdauen als die Vorstellung, dass irgendeine dunkle Wesenheit hinter mir her war.
All diese Gedanken kreisten in meinem Kopf, während ich mit den Fingern auf das Steuerrad trommelte und darauf wartete, dass ich endlich abbiegen konnte. Zentimeterweise quälten wir uns die StraÃe hinunter, und ich schaute zufällig genau in dem Moment aus dem Seitenfenster, als Devlin aus seinem Wagen stieg und auf ein kleines Fischrestaurant mit einer tropisch begrünten schattigen Veranda zusteuerte.
Bis vor ein paar Tagen hatte ich diesen Mann noch nie gesehen, und jetzt traf ich ihn plötzlich überall. Es war ein Phänomen, das befremdlich, beglückend und beängstigend zugleich war.
Mein Leben lang hatte man mir eingebläut, ich solle nicht auf äuÃere Reize reagieren und nicht impulsiv handeln. Daher entsprach es ganz und gar nicht meinem Charakter, dass ich jetzt verbotenerweise abbog, einmal um den ganzen Häuserblock fuhr und dann auf den Parkplatz des Restaurants schoss, dass der Schotter nur so spritzte.
Devlin hatte sich schon auf die Terrasse gesetzt, und er blickte von der Speisekarte auf, als ich an seinen Tisch trat.
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