Steirerland by Claudia Rossbacher

Steirerland by Claudia Rossbacher

Autor:Claudia Rossbacher [Rossbacher, Claudia]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-18T23:00:00+00:00


6.

»Der Herr Doktor hat die Ordination vor fast einer Stunde verlassen. Nur wenige Minuten nach Ihnen«, stammelte die Sprechstundenhilfe. Zwei LKA-Ermittler und vier uniformierte Polizisten in ihrem Hoheitsgebiet machten sie sichtlich nervös. Zwei weitere Beamte, von denen sie nichts wusste, standen vor dem modernen Mehrparteienhaus, in dem sich die Praxis befand. »Es ist ihm doch nichts passiert, oder? Hatte er einen Unfall?« Auf ihrem Gesicht zeichneten sich auf einmal hektische rote Flecken ab.

»Von einem Unfall ist uns nichts bekannt«, sagte Sandra. »Wissen Sie, wohin Herr Doktor Kropf wollte?«

»Er hatte noch zwei Hausbesuche auf seinem Terminplan stehen: den Haselbacher Sepp und Frau Cordt. Bei der ist er aber noch nicht eingetroffen. Sie hat mich vorhin angerufen und gefragt, wo der Herr Doktor bleibt. Ich hab natürlich versucht, ihn zu erreichen, aber er geht nicht an sein Handy.«

»Und zuvor war er bei Sepp Haselbacher, dem Altbauern vom Koglerhof?«, fragte Sandra.

»Ja, genau.«

Außer dem Auto des deutschen Touristenpaares und dem Lieferwagen des Fleischhauers war kein Fahrzeug auf dem Parkplatz vor dem Koglerschen Hofladen gestanden, überlegte Sandra. Der Arzt musste wohl hinter dem Laden, direkt am Hof geparkt haben. Und sie hatten ihn verpasst. So ein Mist!

»Der Herr Doktor hat den Koglerhof nach einer Viertelstunde wieder verlassen«, fuhr die Sprechstundenhilfe fort. »Das hat mir vorhin seine Enkelin am Telefon bestätigt. Er müsste also längst bei Frau Cordt gewesen sein. Jetzt mach ich mir langsam wirklich Sorgen um ihn. Was, wenn er diesem Schlächter in die Hände gefallen ist?« Die Sprechstundenhilfe fasste sich an den Mund und starrte Sandra an.

Dass der hoch verehrte Herr Doktor selbst unter dringendem Tatverdacht stand und nach seiner Einvernahme möglicherweise beschlossen hatte, sich aus dem Staub zu machen, behielt Sandra für sich. Merkwürdig fand sie nur, dass er den ersten Hausbesuch überhaupt noch absolviert hatte, anstatt gleich zu flüchten. »Vielleicht ist er ja schon zu Hause. Haben Sie es dort probiert?«, fragte sie.

»Ja freilich. Er hebt auch zu Hause nicht ab.«

»Könnten Sie die zweite Patientin bitte noch einmal anrufen? Möglicherweise hat es unterwegs eine Verzögerung gegeben, und er ist inzwischen bei ihr eingetroffen«, sagte Sandra.

Die Sprechstundenhilfe griff zum Telefon.

»Griaß di, Marianne. Ist der Herr Doktor schon bei dir? … Noch immer nicht. Das tut mir leid … Mal den Teufel nicht an die Wand. Kommst mit deinen Medikamenten heute noch aus? … Gut. Du, ich muss jetzt Schluss machen, gell? Ich melde mich wieder bei dir, sobald ich was vom Herrn Doktor höre. Pfiat di, Marianne.« Sie legte auf und zuckte mit den Schultern.

»Wir finden ihn schon«, versprach Sandra und bat um die Adresse und die Telefonnummern des Arztes. »Welchen Wagen fährt Ihr Chef denn?«

»Einen weißen Landrover. Warten S’. Ich hab hier eine Kopie der Zulassung. Die können Sie haben.«

»Danke. Fällt Ihnen sonst noch wer ein, bei dem sich Ihr Chef aufhalten könnte?«

»Der Herr Doktor ist alleinstehend.«

»Bei seinen Eltern vielleicht?«

»Die sind vor zwei Jahren nach Andalusien gezogen, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Wobei seine Mutter ja noch keine 60 ist. Aber sein Vater, der alte Herr Doktor, ist schon in Pension«, erklärte die Frau.



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