Stehr, Hermann: Peter Brindeisener. 1924 by Stehr

Stehr, Hermann: Peter Brindeisener. 1924 by Stehr

Autor:Stehr
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Friedrich Lintz Verlag, Trier
veröffentlicht: 1924-01-01T00:00:00+00:00


Dumm! Dumm! Dumm!

Das ging drei Jahre so, immer anders, immer derselbe. Erst war ich ein Spieler, der des Geldes halber spielt. Zuletzt spielte ich nur des Spieles wegen.

Lieber Jungmann, wir wollen von da weggehen und zum Teich zurückkehren. Es spricht sich dort besser.

Und außerdem bin ich müde und möchte ein wenig auf der Bank liegen und ausruhen.

Es geht dem Ende entgegen.

Kommen Sie, wir wollen an den Waldrand gehen, um zu sehen, wie weit es noch bis zum Morgen ist.«

Wir erhoben uns und drangen durch den Wald, von dem Feuer der Kokerei geführt, dessen Schein heller und heller zwischen den Stämmen zu sehen war. Als wir ungefähr an derselben Stelle des Waldrandes anlangten, an der wir vorher gestanden hatten, lag die Wiese noch in unberührter Nacht, und der Baum mit der Schirmkrone auf dem Bodenstoß war schwarz und schlafversunken wie vorher. Niemand an seinem Stamm war zu sehen.

Mich fröstelte ein wenig. Ich war müde und überreizt zugleich.

Wenn ich zu lange auf die nachtschwarzen Berge sah, fingen ihre spitzen Kegel leise zu wanken an, und die Sterne schwirrten durcheinander.

Wanda Methner kauerte auch nicht mehr am Stamme des schwarzen Baumes. Aber das verschlafene Getöse der vielen Schächte kreiste wie eine leise Windsbraut um diesen schwarzen Baum über der finsteren Wiese. Es kreiste so leise in der Luft, daß ich bald nicht mehr unterscheiden konnte, sei es Traum oder Wirklichkeit.

Plötzlich fühlte ich mich an der Schulter gepackt und heraufgezogen.

»Nein, mein lieber Jungmann, mit dem Schlafen müssen wir warten, bis wir auf der Bank am Teich sind«, rief der Buchhalter.

Ich war im Stehen eingeschlafen und unversehens in mich zusammengerutscht. Nun schüttelte ich die Müdigkeit gewaltsam von mir, und während ich Brindeisener folgte, der schweigend vor mir her dem Teich zu ging, fühlte ich mich auf einmal heiß und übergrell wach werden. Mir fingen die Hände an zu brennen, daß ich im Vorbeigehen mit Behagen nach jedem kühlen Baumast griff.

Wenn es aber doch Wanda Methner gewesen ist, die da draußen unter dem Baume auf mich gewartet hat, zuckte es mir immerfort wie fiebernd durch den Kopf, und ich ließ mich von diesem Gedanken, der töricht und mir doch unendlich kostbar war, wie von einem lautlosen Karussell drehen, daß ich mich vergaß, die Nacht, den Wald, den Buchhalter und überhaupt alles.

Und hinter dem zuckenden Gedanken floß wie ein buntes Kaleidoskop von Gestalten ruckartig im Rhythmus dieses verliebten Fieberns die Geschichte vorüber, die mir Brindeisener erzählt hatte.

Ja noch mehr. Als das letzte Bild vorbei war, das mir seine Erzählung eingeprägt hatte, seine singende Einfahrt in dem Marburger Bahnhofe, schufen sich in mir eine Reihe von Bildern, die vieldeutig wie Träume und doch scharf wie Wirklichkeit in mir auftauchten und auf eine so geheimnisvolle Weise die Lebensbeichte des alten Buchhalters fortsetzten, daß ich heut noch nicht weiß, ob mir Brindeisener auf dem Wege zum Teich damals wirklich weitererzählt hat, oder ob diese Bilder, die sich meinem Gedächtnis unverlierbar eingeprägt haben, nur die Ausgeburt meiner überreizten Phantasie waren. Allein das kann doch wohl nicht gut sein. Denn wäre dies Traumspiel



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