Steh zu dir by Danielle Steel

Steh zu dir by Danielle Steel

Autor:Danielle Steel [Steel, Danielle]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-29T04:00:00+00:00


11

An den Tagen nach Mikes Besuch fühlte sich Carole schrecklich. Sie hatte sich eine starke Erkältung eingefangen, denn aufgrund ihres Zustands war sie anfällig für Infekte. Täglich arbeitete sie mit Physiotherapeuten und ihrer Logopädin. Das Laufen klappte allmählich besser, aber durch die Erkältung wurde sie wieder zurückgeworfen. Stevie steckte sich ebenfalls an. Um nicht noch mehr Viren zu Carole zu schleppen, blieb sie sicherheitshalber im Ritz und legte sich ins Bett. Der Hotelarzt kam und verschrieb ihr ein Antibiotikum. Stevie hatte eine Nebenhöhlenentzündung und starken Husten. Als sie mit Carole telefonierte, hörte sich diese fast genauso schlimm an.

Carole war eine neue Krankenschwester zugeteilt worden, die zwar fürsorglich, aber recht mürrisch war. Als sie in die Mittagspause ging, war Carole beinahe froh, endlich allein zu sein. Allerdings fehlten ihr die Gespräche mit Stevie. Notgedrungen schaltete sie den Fernseher ein und sah sich die Nachrichten auf CNN an. Ein Buch zu lesen, strengte sie zu sehr an, und das Schreiben war noch schwieriger. Selbst ihre Handschrift hatte gelitten. Stevie war bereits klar geworden, dass Carole nicht so bald wieder an ihrem Buch arbeiten würde. Sie erwähnte es jedoch nicht, denn momentan hatte Carole andere Probleme zu bewältigen.

Weil der Fernseher lief, hörte Carole nicht, dass die Tür geöffnet wurde. Als plötzlich jemand am Fußende ihres Bettes stand, zuckte sie erschrocken zusammen. Sie sah einen jungen Mann in Jeans, vielleicht sechzehn Jahre alt. Er hatte dunkle Haut und große, mandelförmige Augen. Als sich ihre Blicke trafen, sah sie die Angst darin. Sie hatte keine Ahnung, was er in ihrem Zimmer wollte. Aber der Wachmann musste ihn hineingelassen haben. Vielleicht war er ein Bote, der Blumen brachte. Doch dann sah Carole, dass er nichts in Händen hielt. Sie sprach ihn in stockendem Französisch an, aber er schien sie nicht zu verstehen. Deshalb versuchte sie es mit Englisch.

»Kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie jemanden?«

»Sie sind Filmstar?«, fragte er mit einem ihr unbekannten Akzent.

»Ja, das bin ich.« Sie lächelte ihn an. Er war so dünn, dass die Jacke über seinem blauen Sweatshirt viel zu groß wirkte. Seine Turnschuhe waren kaputt und hatten Löcher. Sie dachte an Anthonys »Glücksschuhe«, die ähnlich aussahen und die er mit nach Paris gebracht hatte. Aber dieser Junge machte den Eindruck, als besäße er keine besseren.

»Was tun Sie hier?«, fragte Carole freundlich und überlegte, ob er vielleicht ein Autogramm wollte. Obwohl es ihr schwerfiel, hatte sie hier im Krankenhaus bereits ein paar gegeben. Das Gekrakel hatte jedoch nicht viel Ähnlichkeit mit ihrer früheren Unterschrift.

»Ich habe Sie gesucht«, sagte er. Sie war sicher, ihm noch nie begegnet zu sein, und doch kam ihr irgendetwas an ihm bekannt vor. Vor ihrem geistigen Auge tauchte ein Auto auf, ein Gesicht am Fenster … und da wusste sie es! Sie hatte diesen Jungen im Tunnel gesehen, kurz vor der Explosion. Er war aus dem Wagen neben ihr gesprungen und weggerannt. Nur Sekunden später ging alles in Flammen auf.

Während ihr diese Bilder durch den Kopf schossen, sah sie, dass er ein Messer aus der Jacke zog. Die lange gebogene Klinge blitzte auf.



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