Stalingrad by Schröter Heinz
Autor:Schröter, Heinz [Schröter, Heinz]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Befehl ausgeführt: „Bataillon bis zum letzten Mann gefallen“
Es war eine durchlaufende mannstiefe Grabenstellung, sie hatten sich ihren Graben für den Winter gut eingerichtet und die Division sagte von sich selbst: „Unsere Stellung ist uneinnehmbar.“ Sie war auch panzersicher, bis auf einige Senken, an denen die Russen durchbrausten, um im Hintergelände erledigt zu werden. Es war wie gesagt die idealste Winterstellung, die man sich denken und wünschen konnte.
Als es Dezember wurde, ging es mit der Herrlichkeit zu Ende. Die Division mußte zwölf Kilometer nach Südosten verlegen.
„In der neuen Stellung sei Zeit zum Eingraben, die Räumung sollte in der Nacht erfolgen, und eine zurückgehende Truppe übernehme die Sicherung. Alles, was nicht zur Feldausrüstung des Mannes gehört, sei in der Stellung zurückzulassen.“
Die Kommandeure sprachen dagegen, es sei der Untergang, mitten im Winter, mit unzulänglichen Mitteln in eine unvorbereitete Stellung zu gehen und innerhalb zwölf Stunden abwehrbereit zu sein.
Sie sprachen also dagegen, aber es nützte nichts.
Man fuhr in die neue Stellungsgegend.
Hinter den Kommandeuren war eine große freie Fläche, auf vier- bis fünfhundert Meter eine kleine Bodenwelle. Vor ihnen lag eine kleine Senke, der jenseitige Rand war etwas überhöht. Sonst kein Baum, kein Strauch, kein Haus, keine Regenschlucht, dafür aber Schnee und Vereisung und neues Fallen der Flocken. „Meine Herren, wir sind angelangt, hier Verlauf der HKL.“ Der Regimentskommandeur sah den General an: „Wo, Herr General?“
Dieser streckte die Arme nach rechts und links aus und sah nach Norden.
„Hier in dieser Linie, mit dieser Front.“
„Wo rechte und linke Grenze, Herr General?“
„Hier etwa, wo wir stehen, linke Grenze, die rechte müssen Sie dann abschreiten.“
Der Schneefall verdichtete sich, Regimentskommandeur und Bataillonsführer sahen sich an.
„Wo ist der Anschluß zu den Nachbarn, Herr General?“
„Die werden auch eingewiesen.“
„Wo ist der Divisionsgefechtsstand. Und wie ist die Zuteilung der schweren Waffen?“
„Wird alles noch befohlen, die Herren haben jetzt eine Stunde Zeit, ihre Bataillone einzuweisen. In einer Stunde ist von hier wieder Abfahrt.“
Der Regimentskommandeur ging mit den beiden Bataillonskommandeuren los. Sie versuchten im dichten Schneefall die Grenzen abzuschreiten. Markierungspunkte gab es keine und im Schnee markierte Stellen wurden bald wieder verwischt. Es blieb nichts anderes zu tun, als sich die Gegend ein wenig genauer anzusehen. Der Kommandeur vom II. Bataillon rannte in dem ihm zugewiesenen fünfhundert Meter breiten Abschnitt hin und her, vor- und rückwärts. Als die Stunde zu Ende ging, war ihm klar, daß die Stellung entweder auf der kleinen Anhöhe jenseits der Senke liegen müsse, oder aber auf der Bodenwelle hinter ihm. Der Regimentskommandeur war der gleichen Ansicht.
Der General lehnte ab.
Man trennte sich mit der Versicherung, „es würde schon alles getan werden und es gäbe noch einen schriftlichen Befehl!“
Die Kommandeure dachten, „wenn das man gut geht und wir überhaupt morgen nacht diese Gegend und Stelle wiederfinden“.
Bevor es soweit war, bat der Bataillonskommandeur nochmals um Verlegung seiner Stellung. Ohne Erfolg.
Am anderen Tage ging die Truppe aus ihrer festen Stellung zur befohlenen Zeit in die Schneenacht. Die „Rollbahnkrähe“ hatte kurz zuvor ihren Segen abgeworfen und begleitete den Abmarsch mit Leuchtkugeln.
Mit Taschenlampen fand man die verwehten Spuren der Autos vom Vortage. In der Morgendämmerung war das Bataillon zur Stelle.
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