Stalingrad by Antony Beevor
Autor:Antony Beevor [Beevor, Antony]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783442151011
Google: w4k7PgAACAAJ
Amazon: 3570551342
Herausgeber: Pantheon Verlag
veröffentlicht: 2001-02-14T23:00:00+00:00
Eine halbe Stunde später erschütterte etwa 50 Kilometer weiter westlich General Romanenkos Fünfte Panzerarmee die Verteidigungsstellungen des rumänischen II. Korps. Die breiten Kettenräder der T-34 walzten die Stacheldrahtverhaue platt und brachten die Schützengräben zum Einsturz. Das VIII. Kavalleriekorps folgte kurz dahinter. Sein Auftrag bestand darin, die rechte Flanke zu schützen und die Einkreisung nach Westen hin zu erweitern.
Im Verlauf des Vormittags hatte der Wind den Nebel ein
wenig aufgelockert, daher konnten einige Flugzeuge der sowjetischen 2., 16. und 17. Luftarmee in den Kampf eingreifen. Die Flugplätze der deutschen Luftwaffe schienen unter den noch schlechteren Sichtverhältnissen gelitten zu haben, oder man war dort nicht bereit, das gleiche Risiko einzugehen wie auf der russischen Seite. »Wieder hat der Russe meisterhaft eine Schlechtwetterlage ausgenutzt«9, schrieb Richthofen mehr intuitiv als exakt am Abend jenes Tages in sein Tagebuch. »Regen, Schnee, Eisnebel verhindern jeglichen Start. Das VIII. Fliegerkorps kann von seinem Gefechtsstand in Obliwskaja aus nur ein paar einzelne Flugzeuge loshetzen. Es ist unmöglich, mit Bomben die Donübergänge abzuriegeln.«
Bis 9.45 Uhr vormittags wurde das Hauptquartier der Sechsten Armee offiziell nicht von der Offensive unterrichtet. Die Reaktion zu diesem Zeitpunkt macht deutlich, daß die Bedrohung zwar als ernst, aber ganz gewiß nicht als existenzgefährdend aufgefaßt wurde. Die Angriffe in Stalingrad selbst, sogar jene, an 428
denen Panzerdivisionen beteiligt waren, wurden nicht eingestellt.
Um fünf nach elf rief General von Sodenstern, der Stabschef der Heeresgruppe B, Schmidt an, um ihn darüber zu informieren, daß General Heims XXXXVIII. Panzerkorps nordwärts in Richtung Bolschoi in Marsch gesetzt worden sei, um die Rumänen zu unterstützen. (Das Korps war eigentlich zunächst unterwegs zum Abschnitt Kletskaja, als zu Heims Zorn der in Bayern weilende Hitler den Richtungswechsel anordnete.) Sodenstern schlug vor, die Sechste Armee solle von General Streckers XL
Korps Truppen anfordern, um die Verteidigung östlich von
Kletskaja zu stärken, wo die rumänische 1. Kavalleriedivision weiter Widerstand leistete. Bislang hatte man lediglich von 20
feindlichen Panzern gehört, die gesehen worden waren, und dies bedeutete: »Bisher nur schwache Angriffe.«10 Um halb zwölf erhielt ein Regiment der österreichischen 44. Infanteriedivision den Befehl, sich abends in westlicher Richtung in Bewegung zu setzen. Dies war der Beginn der sowjetischen Strategie, die das Ziel verfolgte, einen Teil der Sechsten Armee innerhalb des Donbogens zu binden und sie damit in ihrer Beweglichkeit stark einzuschränken.
Trotz der Arbeit der Verbindungsoffiziere und neuer Telefonleitungen, die man gelegt hatte, kamen kaum detaillierte Informationen durch. Der erste Hinweis, daß die Situation nun gefährlicher war, als zunächst angenommen, traf erst zwei Stunden nach dem sowjetischen Durchbruch ein. Es war die Rede von »einer feindlichen Panzerspitze«11 (tatsächlich handelte es 429
sich um Generalmajor Krawtschenkos IV. Panzerkorps), die genau in die 13. rumänische Infanteriedivision hinein- und mehr als zehn Kilometer weit bis nach Gromky vorgestoßen sei. Diese Nachricht hatte bereits Panik in den Hauptquartieren einiger rumänischer Einheiten ausgelöst: »Die Bürokisten und das Gepäck«12 wurden auf Lastwagen geworfen, und das Stabspersonal machte sich in größter Eile aus dem Staub. Noch mehr Ungewißheit herrschte allerdings bezüglich der Fortschritte des größeren Angriffs durch Romanenkos Fünfte Panzerarmee weiter westlich.
Der ermutigende Gedanke, das sogenannte XXXXVIII. Panzerkorps zum Gegenangriff
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