Stableford Brian M. by Selbstmord im All

Stableford Brian M. by Selbstmord im All

Autor:Selbstmord im All
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-09-11T20:35:59+00:00


Der Tanz des Irren

9

Ich erinnere mich, mein gesichtsloser Freund, daß alle diese Qualen von unseren stahlumkleideten Händen geschaffen worden sind, sogar das Herz dieses infernalischen Sommers, wenn der dünnste Wind mich wie Vitriol versengt und Steine am Weg wie Salamander in der schrecklichen Gewalt der vielen Sonnen glühen.

Ich erinnere mich, und ich werde mich erinnern.

Immer.

Erinnere dich an die brüchig-schwarze Leiche auf einem Bett von Sandkieseln, mit ihren Gliedern wie vom Feuer verbogene Zweige - aschfahle, gespenstische Formen, die der geringsten Frage erliegen.

Erinnere dich an die giftigen Dämpfe, die ihre nackte Gestalt umhüllen, und an die unerträgliche Schwere der Luft, die um sie herumwandert.

Erinnere dich an den dünnen Staub, den die Vibration unseres mühsamen Vorbeizugs aus dem toten Ding gemacht hat, es augenblicklich in die Erde zurückgebend, aus der seine Vorfahren ihren ersten Samen gezerrt haben. Und selbst der schwarze Staub brennt, so fein zerteilt er sich, und der Rest des Kadavers wird in den geringeren Stoff der Luft verwandelt.

Erinnere dich an das Geräusch der schwebenden Fliegen und marschierenden Käfer, qualvoll über die Totalität eines Todes aufschreiend, der sogar die Aasfresser ihrer gewohnten Rolle beraubt. Selbst der alles erobernde Wurm kann seine heroische letzte Szene in dem schrecklichen Manuskript nicht spielen, das du für jeden Akt des Stückes mit dem Namen »Mensch« geschrieben hast. Der Tod ist grausam und unnachgiebig in allen deinen Tagen und Nächten, und selbst die Aasfresser werden hungrig und können nicht schlafen.

Erinnere dich an die Gräser, die die Reiche Roms und Babylons erobert haben, seufzend und selbst dunkelhäutig geworden, die Halme tief am Boden kriechend, wie flüchtende Schlangen. Der Wind seufzt nicht in den Baumwipfeln, weil die Bäume ihr angestammtes Reich abgetreten und ihr Kleid außerhalb der Jahreszeiten abgeworfen haben.

Erinnere dich an die Echsen im Gestein und die Kakerlaken und die bemalten Frösche, vom Feuer erstarrt, mit marmorierten Augen Zorn und Vorwurf aus ihren versteinerten Häuten funkelnd.

Erinnere dich. Ich tue es und werde es. Ich überlebe.

Du kannst mich alles vergessen lassen, außer dem Weg nach Hause. Es gibt ein zweites Ufer, weißt du, auf der anderen Seite ... eine andere Welt.

Du kannst mich nicht töten. Ich bin du.

Dieser völlig verzehrte Auswurf, ohne jedes Vermächtnis an ein Leben, das er weitergeben könnte, selbst an die Würmer, ist das Ziel, das du den Erwählten von Canaan versprichst. Nicht Verlust des Lebens, sondern Verlust des Seins. Nicht Vernichtung, sondern Vertilgung. Dieses Ziel ist das Vorrecht all jener, die du mir in Canaan zur Gesellschaft gegeben hast - die Gesichtslosen und Verlorenen, die hoffnungslos Wahnsinnigen, die Bilder des Anti-Menschen, die Idole und Dämonen, die in mein Gesicht blicken, auch wenn ich nur eine Maske bin. Die Augen ohne Gesicht, hinter der Maske, die ich bin, erinnern und bewahren diese Spiegelungen meines grellbemalten Gesichts, meiner falschen und heuchlerischen Seele. Ich erkenne dies als das, was es ist - nicht die Hölle, sondern ein versuchter Exorzismus, der mir sogar das bestreiten wollte. Aber gleichgültig, welche Eigenschaften der Barmherzigkeit du aufgibst, gleichgültig, wie absolut, gleichgültig, wie rachsüchtig dein Geist ist, du kannst diese Maske, die ich selbst bin, nicht fortwerfen.



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