Spurensammler by Finch Paul

Autor:Finch, Paul [Finch, Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492969451
veröffentlicht: 2015-06-02T16:00:00+00:00

Kapitel 20

Der Ford Titanium gehörte Steph Fowler, und offenbar fuhren sie nur mit diesem einen Auto. Als Heck seine Reisetasche gepackt hatte, verließen sie Hammersmith über die Great West Road, bogen in Chiswick auf die M4 und fuhren auf dieser stadtauswärts und weiter in Richtung Westen.

Die Regelung sah so aus, dass Fowler und Gribbins abwechselnd auf Heck aufpassen würden, wobei einer die Tages- und einer die Nachtschicht übernahm. Gribbins hatte sich mit der spöttischen Begründung für die Nachtschicht entschieden, je weniger er mit »Salman Rushdie Mark II« reden müsse, umso besser.

»Sie wollen mir doch nicht etwa sagen, dass Sie den auch beschützt haben?«, fragte Heck von der Rückbank. »Ich hätte eher gedacht, dass Sie auf jemanden wie Alexander Litwinenko angesetzt worden wären. Sie wissen schon, dieser Russe, der umgebracht wurde …«

»Jetzt reicht’s!«, ging Fowler dazwischen, die am Steuer saß. »Wir werden in der nächsten Zeit ziemlich eng aufeinanderhocken. Wie wär’s, wenn wir uns bemühen, uns wie zivilisierte Menschen zu benehmen?«

Gribbins grummelte irgendetwas und verkündete, dass er ein Nickerchen halten müsse, um sich an seine neue Schicht zu gewöhnen. Heck starrte aus dem Fenster, während sie weiter in Richtung Südwestengland fuhren. Es war fast Oktober, und das saftige Grün des Sommers verblasste allmählich. Herbsttöne säumten die Waldränder. Auf den Wiesen und Feldern lagen die ersten heruntergefallenen Blätter.

Heck nahm nichts von alledem wahr. Seine Gedanken kreisten um das beinahe unmöglich erscheinende Szenario, dass Mike Silver wieder auf freiem Fuß war, und nicht nur das: Er und seine Komplizen zogen mordend durchs Land und richteten Chaos an. Heck hatte schon früher gelegentlich die nahezu undenkbare Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass Silver aus dem Gefängnis entkommen könnte – und das womöglich mithilfe anderer Nice Guys, die aus dem Ausland nach Großbritannien einsickerten. Er hatte auch vage in Betracht gezogen, dass sie versuchen könnten, hinter sich aufzuräumen und sich sämtlicher potenzieller Zeugen ihrer Aktivitäten zu entledigen: ehemaliger Kunden und Informanten und sogar ehemaliger Ermittler, wie er selbst einer war. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass dieses Szenario tatsächlich eintreten würde. Er war eher davon ausgegangen, dass Silver – falls er denn je freikommen sollte – sich ins Ausland absetzen, untertauchen und sich nie wieder in Großbritannien blicken lassen würde. Und wer wusste schon, ob Silver nicht genau das getan hatte, immerhin war der Mann krank. Vielleicht hatte jemand anders das Aufräumen für ihn übernommen.

Heck empfand es als einen befriedigenden Gedanken, dass er den Nice Guys derart Sand ins Getriebe gestreut hatte, dass sie sich gezwungen sahen, ihren britischen Geschäftszweig zu schließen, und es sogar darauf anlegten, alles, was an ihn erinnerte, auszulöschen, weil sie befürchteten, dass er zum Untergang ihrer gesamten kriminellen Organisation führen könnte. Aber sie waren zweifellos noch nicht fertig, und dass er einfach so aus allem herausgerissen und weggekarrt wurde, wie es gerade der Fall war, trug wohl kaum dazu bei, dass er weitere Untaten abwenden und die Ermittlungen vorantreiben konnte.

»Und? Könnten Sie mir jetzt vielleicht mal verraten, wohin die Reise geht?«, fragte er Fowler.

»Das sehen Sie …«

»… sobald wir da sind, ja, ich weiß.

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