Sorry, das war ich nicht, das war mein Körper · Eine Gebrauchsanweisung by Tekal Ronny
Autor:Tekal, Ronny [Tekal, Ronny]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch
ISBN: 9783280055632
Herausgeber: Orell Füssli Verlag
veröffentlicht: 2015-03-02T00:00:00+00:00
Flüssigkeitszufuhr
Bis vor einigen Jahren bekam man von den Ärzten stets ein und dieselbe Therapieempfehlung mit auf den Weg, gleichgültig mit welchem Leiden man sie aufsuchte: »Trinken Sie mehr!« Sie gaben damit natürlich keinen Freibrief für den ungehemmten Konsum alkoholischer Getränke, sondern die Aufforderung, den Körper wie eine verdreckte Pumpe mit gutem Wasser ordentlich durchzuspülen.
Heute ist kein gesundheitsbewusster Mensch ohne eine Zwei-Liter-Wasserflasche im Gepäck anzutreffen und trinkt eine gehörige Menge Flüssigkeit über den Durst. Neuere Studien hinterfragen diese gängige Praxis jedoch. Schließlich signalisieren Messsysteme des Körpers dem Gehirn, ob eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit vorliegt. Ist dies nicht der Fall, wird Alarm ausgelöst und wir verspüren Durst. Haben wir das Glück, uneingeschränkten Zugang zu sauberem Wasser zu haben, so können wir das Gleichgewicht wieder herstellen und alle sind zufrieden. Gehirn, Messsysteme und Körper. Warum dann ein Arzt von außen die Funktion dieses Systems übernehmen soll und das Gehirn mit Ratschlägen gewissermaßen overruled, ist nicht ganz einzusehen.
Für einen Normalbürger, der keinen Marathon in der Sahara bestreitet, hat die Extraportion Wasser keinen Sinn, so US-amerikanische Forscher der Universität von Pennsylvania. Im Gegenteil: Wasser spült mitunter auch Mineralien aus dem Körper, vermehrtes Schwitzen, Müdigkeit oder gar Atemnot können die unangenehmen Konsequenzen sein.
Fazit: Wenn Sie nicht gerade eine Fastenkur machen, bei der Sie mit erhöhter Flüssigkeitszufuhr durchaus gute Erfolge erzielen können, so vertrauen Sie ihren integrierten Messsystemen. Lernen Sie, in Ihren Körper hineinzuhören und achten Sie weniger auf Menschen, die Ihnen mit einer Infusion nachrennen oder das Wassertrinken untersagen. Es klingt langweilig, aber die Lösung liegt wahrscheinlich in der Mitte – und im Bauchgefühl.
Was allerdings die Ärzte ihren Patienten nun als Pauschalempfehlung mit auf den Weg geben sollen, ist fraglich. Vielleicht: »Lächeln Sie mehr!« Dem kann man nicht widersprechen.
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