Sonnenfeuer by Patricia Shaw

Sonnenfeuer by Patricia Shaw

Autor:Patricia Shaw
Die sprache: de
Format: mobi, epub, azw3
ISBN: 9783426413883
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2011-08-16T22:00:00+00:00


Hong war peinlich berührt, daß sein ehrenwerter Kapitän sich durch Entschuldigungen demütigte, und erduldete die Hilfeleistung des englischen Arztes mit solch jämmerlicher Miene, daß Lew beinahe gelacht hätte, wäre es nicht solch ein trauriger Anlaß gewesen. Die Goldgräber hatten ihren Angriff sorgfältig geplant; sie hatten sich das auffälligste chinesische Schiff im Hafen ausgesucht, und obwohl die Mannschaft sich nach Kräften bemüht hatte, das Feuer in den Griff zu bekommen, hatten sich die Männer schließlich nur noch durch einen Sprung über Bord retten können.

»Ist Ihre Mannschaft in Sicherheit?« fragte der Arzt.

»Ja«, erwiderte Lew abwesend. Er hatte es so eilig gehabt, zum Schiff zu kommen, daß er Hongs Verletzungen keine Beachtung geschenkt hatte, und das erschreckte ihn. Der arme Kerl hatte wirklich schlimme Verbrennungen erlitten und sah nun mit seinen vielen Verbänden wie eine Mumie aus.

»Er müßte ins Krankenhaus«, meinte der Arzt, »aber ich fürchte, das geht nicht.«

Lew nickte; sie würden dort keinen Chinesen aufnehmen. »Ich werde ihn zu seinen Leuten bringen, sie werden sich um ihn kümmern. Aber was ist mit den anderen?« Die Mitglieder der Mannschaft standen zusammengedrängt an der Landungsbrücke und boten einen jämmerlichen Anblick.

»Leichte Verbrennungen, nichts Tragisches. Das mit Ihrem Schiff tut mir leid. Ich habe es oft in der Bucht vor Anker liegen sehen, ein wirklich stattliches Schiff.«

»Nun nicht mehr«, entgegnete Lew. »Es ist zerstört. Ich werde es auf der anderen Seite der Bucht auf den Strand ziehen lassen.«

»Und was dann?«

»Es ist sicher nicht schwer, die Mannschaft auf anderen Schiffen unterzubringen.«

»Und was ist mit Ihnen?«

»Ich könnte mich eigentlich zu den Goldfeldern am Cape aufmachen und dem Eigentümer selbst die Nachricht überbringen.« Es war einfacher, sich an Chin Ying zu wenden als an Lord Cheong selbst. Die Dschunke war hoch versichert gewesen, also entstanden für Lord Cheong keine Nachteile. Ying brauchte nur ein anderes Schiff zu nehmen, das seine Männer und das Gold zurück nach China brachte, aber Lew war in einer mißlichen Lage. Man hatte ihm nur die Hälfte seines Lohnes ausbezahlt, und nun würde ihm der Rest vorenthalten werden, weil er versagt hatte. Der örtliche Polizeisergeant, ein gewisser Ron Donnelly, war gerufen worden, um den schwelenden Schiffsrumpf zu begutachten, aber er hielt es für reichlich unwahrscheinlich, daß die Brandstifter zu ermitteln seien.

»Und selbst wenn«, warnte er ihn, »haben sie sich Alibis verschafft, darauf können Sie wetten. Es tut mir sehr leid, Käpt’n, aber solange dieser Goldrausch andauert, schaffen mein Gehilfe und ich es kaum, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten.«

»Könnten Sie mir einen beglaubigten Bericht über die Geschehnisse mitgeben? Der Eigentümer braucht ihn für seine Versicherung.«

»Natürlich, kein Problem.« Ein Lichtstreifen am Horizont kündigte den Sonnenaufgang an; es sah aus, als züngelten winzige Flammen über dem Meer. »Wird wieder ein heißer Tag heute, Käpt’n«, bemerkte Donnelly. »Wir freuen uns schon auf den Regen, und draußen auf den Goldfeldern werden sie jetzt um Wasser beten.«

Lew war erstaunt. »Warum das denn? Sind die Goldfelder nicht an einem Fluß?«

»Nicht alle. Eine ganze Menge von Flußarmen sind auch voller Gold, aber sie trocknen aus. Ohne ausreichend Wasser kann man aber kein angeschwemmtes Gold waschen, und so decken sich die Goldsucher mit Vorräten ein und warten auf Regen.



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