Songkran by Matti Erik

Songkran by Matti Erik

Autor:Matti, Erik [Matti, Erik]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-12T00:00:00+00:00


Die Bananenschale

Montagabend

Polizeiinspektor Gun erfüllte kaum den Anspruch, den thailändische Männer an sich selbst stellen.

Er war der geborene Abstinenzler. Spirituosen in allen denkbaren Varianten und Geschmacksrichtungen lehnte er ab. Das gleiche galt für einen künstlich herbeigeführten Rausch.

Das Glücksspiel mied er wie der Teufel das Weihwasser, seit sein Vater Haus und Hof in Petchaburie verzockt hatte. Ein traumatisches Erlebnis für den jugendlichen Gun, der daraufhin von seinen Eltern zum Broterwerb nach Bangkok geschickt wurde.

Mit seinem unerschütterlichen Hang zur Monogamie konterkarierte Gun das Image des ewig untreuen, sexwütigen Thaimannes. Sex war für ihn Nebensache, die angenehm, manchmal notwendig, aber nie alltagsbestimmend war. Er brauche keinen Sex, war sein Credo. Diese hormonelle Disposition hatte sich als junger Mann bei ihm manifestiert. Aufschlussreich war die Begegnung mit einer attraktiven Hippie-Französin in den 1970er Jahren, noch bevor er in den Polizeidienst eingetreten war. Die beiden lernten sich zufällig im Bus auf der Fahrt von Guns Heimatstadt Petchaburie nach Bangkok kennen. Für einen Nachmittag fungierte Gun als ihr Touristenführer in Wat Phra Kaeo und in Wat Pho. Am Abend lud er sie zum Essen ein in ein Restaurant in Chinatown. Die Nacht verbrachten sie zusammen im Doppelzimmer eines billigen, chinesischen Hotels in Bahnhofsnähe. Die Französin hatte Sex gewollt, er jedoch nicht. Am Morgen war sein Ruf als Sexmuffel zementiert und die Französin abgereist.

Ähnlich rigoros verhielt er sich zur Geister- und Dämonenwelt seines Landes. Für ihn hatte dieser spirituelle Firlefanz keine Bedeutung. Amulette und Geisterhäuser zur Abwehr oder Beschwichtigung böser Phi nahm er zur Kenntnis, mehr nicht. Verwundert schüttelte er über den Aberglauben vieler Thais, inklusive den seiner Frau, den Kopf. Würde er auf einer Bananenschale ausrutschen und sich dabei ein Bein brechen, würde er dieses Ereignis als Zufall bezeichnen und als nicht vorausbestimmt.

Guns Bananenschale für diesen Montag lag in Form einer abgegriffenen Zeitung im Flur des Polizeigebäudes. Achtlos hatte einer der Bauarbeiter die neuste Ausgabe der Thai Rath auf den Boden fallen lassen. War es Zufall oder Bestimmung, dass Gun die Zeitung aufnahm und durchblätterte. Sonst las er nie die Thai Rath, da der aufdringliche Boulevardcharakter ihm gegen den Strich ging.

Nach einer Nacht wirrer Träume war Gun an diesem Montagmorgen schweißgebadet aufgewacht. Bruchstückhaft schwirrten Fetzen seiner nächtlichen Gedankenreise durch den Kopf. Das war merkwürdig, da er die Inhalte seiner Träume unter normalen Umständen vergaß. War es das schwarze Sakko, die schwarze Hose oder die schwarze Krawatte, die sich in sein Gedächtnis eingefräst hatte. Wenigsten wusste er, dass schwarz gekleidete Personen, die in thailändischen Träumen herumspuken, Unglück bedeuten. Aber eben nur für abergläubige Menschen und nicht für ihn, der daran nicht glaubte. Den Traum verschwieg er vor seiner Frau. Sie hätte ihm sonst geraten, einen Moor Duu aufzusuchen. Der Experte für Übersinnliches hätte ihm empfohlen, wachsam zu sein und vielleicht jenes oder dieses Amulett zu tragen. Aber da Gun diesbezüglich ein Ignorant war, nahm das Unglück seinen Lauf.



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