Sommer, Sonne, Sonnenstich - Urlaubskrimi by emons Verlag

Sommer, Sonne, Sonnenstich - Urlaubskrimi by emons Verlag

Autor:emons Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863583750
Herausgeber: emons Verlag
veröffentlicht: 2014-08-13T00:00:00+00:00


ELF

Frau Möllers dunkle Augenringe hatten den ganzen Tag über keine Gelegenheit gefunden, sich zu verflüchtigen. Ihren schweren Kater schien sie über den Tag gebracht und seit dem frühen Abend an der Hotelbar mit einigen Whiskys beruhigt zu haben.

»Völlig rücksichtslos«, schimpfte sie zu später Stunde, nachdem die Bedienung hinter dem Tresen ihr erklärte, dass sie keine herzhaften Sachen zum Essen in ihrer Bar habe.

»Dann holt was aus der Küche.«

»Das Küchenpersonal hat schon Feierabend, tut mir leid.«

Frau Möller versuchte, ihr Whiskyglas zu leeren, und stellte fest, dass sie das bereits getan hatte. Das Angebot »Darf ich noch einmal nachschenken« winkte sie ab, rutschte vom Hocker und schwankte die zwei Stufen hinunter, die von der Bar in den Speisesaal führten. Ehe das Mädchen hinter der Bar sich fragen konnte, was Frau Möller im Speisesaal zu suchen habe, wurde sie abgelenkt. So konnte Frau Möller, vom Personal unbemerkt, den Raum durchqueren und nach links auf die Treppe hinunter zur Hotelküche abbiegen.

Leicht schwankend, sich mit beiden Händen am Geländer festhaltend, ging sie Schritt für Schritt die Stufen hinunter, in der Hoffnung, dort unten einen sauren Hering oder wenigstens eine Gewürzgurke zu finden, auf die sie einen Heißhunger wie eine Schwangere verspürte.

»Ist da jemand?«, hallte es durch die große Küche. Sie bekam keine Antwort. Niemand da, der ihr behilflich sein konnte. Übellaunig durchsuchte sie mehrere Schränke, zog diverse Schubladen auf, wobei sie mal mit der einen, mal mit der anderen Hand die Luft neben ihren Ohren schlug, als wolle sie eine lästige Fliege verscheuchen.

»Dieses Piepen macht mich noch ganz verrückt – und wo, in Gottes Namen, haben die hier was Herzhaftes rumliegen?« In der Küche jedenfalls nicht. Ungeduldig suchte sie nach einem Lagerraum. Irgendwo mussten die ihre sauer eingelegten Sachen ja aufbewahren. Frau Möller trieb es tiefer in die hinteren Kellergänge. Wie sie sehen konnte, führten mehrere Flure und Gänge durchs Kellergeschoss. Wenigstens blieb sie hier vom Ohrenpiepen verschont. Sie öffnete die erstbeste Tür – ein Lagerraum.

»Wer sagt denn, dass der Frosch keine Haare hat«, kommentierte sie ihren Fund zufrieden. Gierig schraubte sie ein großes Gurkenglas auf, fingerte sich die erste heraus und kaute genüsslich auf dem Grünzeug herum. Nach vier Gürkchen meldete ihr Magen »stopp« und schickte dieser Nachricht ein anständiges Sodbrennen hinterher. Gurkenglas zuschrauben, zurückstellen und die Essigfinger an der Hose abwischen waren fast eine Bewegung, als sie meinte, jemanden kommen zu hören. Sie wollte bei ihrem Mundraub nicht entdeckt werden. Ohne zu schwanken verließ sie das Lager, huschte durch die Hotelküche und entdeckte eine weitere Treppe, die nach oben führte. Wer weiß, wo ich lande, wenn ich die nehme, dachte sie und entschied sich für die Treppe, auf der sie gekommen war. Auf ihrem Weg an den Arbeitstischen vorbei begleitete sie erneut ein hoher, unangenehmer Ton in den Ohren. Dergestalt angestachelt, floh sie die Stufen hinauf in Richtung Restaurationssaal, wo sie mit einem älteren, kleinen, rundlichen Herrn zusammenstieß.

»Passen Sie doch auf«, sagte sie.

»Verzeihung«, antwortete er und wirkte überrascht über ihre heftige Reaktion. Sie glaubte, einen Ausdruck des Erkennens auf seinem Gesicht zu sehen, dem ein »Auch das noch« folgte.



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