Solheim Noir: Eine Very-Dark-Romance-Liebesgeschichte (German Edition) by Jón Faras

Autor:Jón Faras [Faras, Jón]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Postapokalyptisch, Cloud Atlas, Dystopie, David Mitchell, Wolkenatlas, Mass Effect, Naturkatastrophen, Gentechnik, Fantasy, The Last of Us, Suzanne Collins, Panem, Einsamkeit, Thriller, SciFi
veröffentlicht: 2014-08-26T04:00:00+00:00

09 | RETINA

Clef wusste, was geschehen war in dem Moment, als Frederic ihm auf sein Klopfen hin die Tür öffnete.

„Clef van Ijssel”, vernahm er nur kurz darauf Elisas Stimme vom oberen Ende der Treppe. „Zwei Morde an einem Tag, und Sie tauchen jedes Mal kurz darauf am Tatort auf.”

Es war bereits früher Abend, und das war wesentlich eher Elisas Zeit als der frühe Morgen. Clef kannte die Ermittlerin schon lange genug, um zu wissen, dass er jetzt einen Versuch starten konnte mit ihr vernünftig zu reden. Oder zumindest auf eine Art, die Elisas Form von Vernunft relativ nah kam.

„Es ist Thijs, richtig?”

„Thijs Friesen”, entgegnete Elisa, „korrekt. Und fürs Protokoll: Ich weiß, dass er ein Freund von Ihnen war. Mein Beileid.”

„Danke, Frau Baturi. Und da er mein Freund war, kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen.”

„Unwahrscheinlich. Sie verfolgen doch nur Ihre eigenen Interessen.”

„Exakt”, Clef lächelte schmal und ging langsam die Treppe nach oben. Die Tür zu Thijs Therapiezimmer stand offen und er sah, dass dort offensichtlich bereits die Spurensicherung am Werk war. „Aber bedenken Sie, dass sich unsere Interessen in diesem Fall überschneiden. Uns beide interessiert, wer Thijs auf dem Gewissen hat. Es besteht also eine große Chance, dass ich Ihnen ungewollt behilflich bin.”

Elisa sah Clef an und knurrte einen leisen Fluch, dann nickte sie ihm zu und ging in das Zimmer. Clef folgte ihr. Die Leiche war wie auch im Fall Isa Nooren nackt und äußerlich nicht lebensgefährlich verwundet. Nur einige menschliche Bissspuren an Hals und Schulter waren auffällig, doch Clef war sich sicher, wessen Zahnabdruck er dort vor sich sah.

„Erneut können wir einen natürlichen Tod nicht ausschließen”, sagte der Polizeiarzt, „medizinisch gesehen.”

„Ich denke, wir sind uns alle einig, dass eine äußerlich unversehrte Sechzehnjährige und ein junger Mann in bestem Alter und Zustand an einem Tag nicht einfach so umkippen”, erwiderte Elisa. „Und sich dafür dann auch noch ausziehen.”

„Ich will meinen Freund nur sehr ungern kompromittieren”, begann Clef langsam, „aber wenn er dort nackt in dieser Haltung liegt ... ich meine, können Sie feststellen, ob er ...”

„Sie meinen Frauenbesuch?”, fragte der Arzt. „Das werden wir feststellen können. Es gibt aber einige Hinweise, die darauf hindeuten.” Der Arzt zeigte zu einer großen Schreibtischunterlage, die in der Raumecke lag. „Der Schnelltest hat Körperflüssigkeiten ergeben. In nicht unbeträchtlicher Menge. Und ich meine damit in diesem Fall ganz sicher kein Blut.”

„Wie kommen Sie darauf?”, fragte Elisa Clef neugierig, „hatte Thijs Friesen eine Frau oder Freundin?”

„Nein, keine, die mir bekannt wäre”, sagte Clef bestimmt. „Aber ich habe Grund zur Annahme, dass er etwas mit einer neuen Patientin hatte. Ich kenne sie, da ihr Vater ein Geschäftskontakt von mir ist.”

„Wer?”, fragte Elisa.

„Fenja Mejsners. Die Tochter von Benedikt Mejsners. Sie war im Übrigen auch eine gute Freundin von Isa Nooren.”

„Diese Information hätte ich gerne sofort gehabt!”, zischte Elisa.

„Hätten Sie mich heute Morgen gleich mit einbezogen, Frau Baturi”, entgegnete Clef mit einem breiten Grinsen, „wäre mir das vielleicht früher eingefallen.”

„Schön”, Elisa wandte sich dem Arzt zu. „Sie bringen das hier zu Ende. Ich werde mit meinem Partner Fenja Mejsners befragen.

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