Solange die Welt sich dreht by Nora Roberts

Autor:Nora Roberts [Roberts, Nora]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 9783641121082
Google: ApjdAgAAQBAJ
Barnesnoble:
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2014-03-30T22:00:00+00:00

7. KAPITEL

Ein Zitronenfalter flatterte über einer Tonschale mit weißen Begonien, dann flog er davon. Gwen schaute ihm nach, wie er schwerelos davonschwebte, bis er in der Ferne verschwand.

Annabelle, die ihr in dem Korbschaukelstuhl auf der Veranda gegenübersaß, sah in ihrem gelben Sommerkleid ebenso zart aus wie der Schmetterling. Gwen konnte den Blick nicht von dem rosig angehauchten Gesicht mit den warmen blauen Augen wenden. Annabelle war eifrig damit beschäftigt, Erbsen auszupulen. Doch obwohl sich die Hände geschickt bewegten, blickte sie verträumt ins Weite.

Wovon träumt sie, überlegte Gwen, und eine Welle von Liebe und Hilflosigkeit überflutete sie.

Was fällt mir ein, dachte sie weiter. Wie komme ich eigentlich dazu, ihr Ratschläge geben zu wollen, wie sie mit Männern umgehen soll? Dabei weiß ich selbst nicht einmal, wie ich mich verhalten soll. Ihr Gemütszustand war chaotisch. Sie fürchtete sich vor ihren Gefühlen für Luke. Es war eine Katastrophe, sich in einen Mann wie ihn zu verlieben.

Gwen beobachtete eine Hummel, die einen Glyzinienstrauch umschwirrte, bis sie in eine weit geöffnete Blüte kroch. Aber wie kann man mit dem Verstand das Herz beherrschen, fragte sie sich und seufzte, ohne sich dessen bewusst zu sein. Trotzdem – ich muss bei meinem Vorsatz bleiben.

»Mama.« Annabelle pulte weiter, sie schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein. »Mama!«, wiederholte Gwen lauter.

»Ja, Liebes?« Die Miene ihrer Mutter war so unschuldig wie die eines Kindes. »Sagtest du etwas?«

Für eine Sekunde schreckte Gwen vor der beabsichtigten Frage zurück, dann gab sie sich einen Ruck. »Mama, findest du nicht, dass zwölf Jahre ein viel zu großer Altersunterschied sind?«

Annabelle dachte einen Moment über die unerwartete Frage nach. »Das kommt darauf an. Wenn man ein Kind ist, sind zwölf Jahre ein gewaltiger Abstand. Aber jetzt, wo du erwachsen bist, können sie dir doch nicht mehr so unüberwindlich erscheinen.« Ihr ernstes Gesicht wurde von einem zärtlichen Lächeln erhellt. »Es kommt mir vor, als sei es erst gestern gewesen, dass du zwölf warst. Ich weiß noch, wie du von der alten Zypresse heruntergefallen bist und dir den Arm gebrochen hast. Du warst so tapfer.« Sie neigte den Kopf über die Schüssel mit den Erbsen. »Du hast damals keine Träne vergossen. Ich hab für uns beide geweint.«

»Aber Mama«, begann Gwen von Neuem. Sie wusste, wie vergeblich es oft war, die abschweifenden Gedanken ihrer Mutter zu einem bestimmten Thema zurückzuführen, aber sie wollte nicht aufgeben. »Ich spreche von dem Altersunterschied zwischen Mann und Frau. Sind da nicht zwölf Jahre zu viel?«

»Sally Deumonts Kinder sind fast genau zwölf Jahre auseinander.« Annabelle warf eine leere Schote in den Korb zu ihren Füßen. »Ich stelle es mir sehr schwierig vor, ein Baby zu bekommen, wenn die älteste Tochter schon fast zwölf Jahre alt ist.«

»Du hast recht, Mama«, sagte Gwen und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.

»Vielleicht hat es aber auch gewisse Vorteile«, fuhr ihre Mutter fort, die niemanden kritisieren wollte, schon gar nicht eine alte Freundin.

»Ja. Aber das habe ich auch nicht gemeint. Ich spreche von einem Mann und einer Frau – und ihrer Beziehung zueinander, einer Liebesbeziehung.«

»Oh, das ist natürlich etwas anderes.

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