Sofies Welt : Roman über die Geschichte der Philosophie by Jostein Gaarder

Sofies Welt : Roman über die Geschichte der Philosophie by Jostein Gaarder

Autor:Jostein Gaarder [Gaarder, Jostein]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Philosophy
Herausgeber: https://c3jemx2ube5v5zpg.onion
veröffentlicht: 1991-11-15T00:00:00+00:00


Hume

... so werft ihn ins Feuer ...

Alberto starrte auf den Tisch zwischen ihnen. Einmal drehte er sich um und sah aus dem Fenster.

“Es bewölkt sich”, sagte Sofie.

“Ja, es ist schwül.”

“Erzählst du jetzt von Berkeley?”

“Er war der Zweite der drei britischen Empiriker. Aber da er in vieler Hinsicht eine Sache für sich ist, werden wir uns zuerst auf David Hume konzentrieren, der von 1711 bis 1776 lebte. Seine Philosophie gilt heute als die wichtigste empiristische Philosophie. Von wesentlicher Bedeutung war er auch, weil er den großen Philosophen Immanuel Kant zu seiner eigenen Philosophie inspirierte.”

“Und es spielt keine Rolle, dass mich Berkeleys Philosophie viel mehr interessiert?”

“Das spielt keine Rolle, nein. Hume wuchs in der Nähe von Edinburgh in Schottland auf und seine Familie wollte gern einen Juristen aus ihm machen. Er selber aber behauptete, ›eine unüberwindliche Abneigung gegen alles außer gegen Philosophie und allgemeine Gelehrsamkeit‹ zu verspüren. Er lebte, wie die großen französischen Denker Voltaire und Rousseau, mitten in der Zeit der Aufklärung und unternahm ausgedehnte Reisen durch Europa, ehe er sich wieder in Edinburgh niederließ. Sein wichtigstes Werk, ›Ein Traktat über die menschliche Natur‹, erschien, als Hume achtundzwanzig Jahre alt war. Er selber behauptete, die Idee zu diesem Buch sei ihm schon mit fünfzehn Jahren gekommen.”

“Ich sehe schon, ich muss mich beeilen.”

“Du bist doch schon dabei.”

“Aber wenn ich meine eigene Philosophie machen soll, dann wird die ganz anders aussehen als das, was ich bisher gehört habe.”

“Vermisst du etwas Besonderes?”

“Erstens waren alle Philosophen, von denen ich bisher gehört habe, Männer. Und Männer scheinen in ihrer eigenen Welt zu leben. Mich interessiert die wirkliche Welt mehr. Blumen und Tiere und Kinder, die geboren werden und heranwachsen. Deine Philosophen reden dauernd vom Menschen und immer wieder kommt eine Abhandlung über die Natur des Menschen. Aber dieser Mensch scheint fast immer ein Mann in mittleren Jahren zu sein. Das Leben beginnt trotz allem mit Schwangerschaft und Geburt. Ich finde, bisher hat es zu wenig Windeln und Kindergeschrei gegeben. Vielleicht gab es auch zu wenig Liebe und Freundschaft.”

“Da hast du natürlich ganz Recht. Aber vielleicht ist gerade Hume ein Philosoph, der etwas anders denkt. Mehr als jeder andere nimmt er seinen Ausgang von der Alltagswelt. Ich glaube außerdem, dass Hume sehr viel Gespür dafür hatte, wie Kinder – also die neuen Weltbürger – das Dasein erleben.”

“Ich werde mich zusammenreißen.”

“Als Empiriker betrachtete Hume es als seine Aufgabe, alle unklaren Begriffe und Gedankenkonstruktionen abzuschaffen, die deine Männer sich bis dahin ausgedacht hatten. Damals war in Schrift und Gespräch allerlei altes Treibholz aus dem Mittelalter und aus den rationalistischen Philosophien des 17. Jahrhunderts im Umlauf. Hume wollte zurück zum ursprünglichen menschlichen Empfinden der Welt. Keine Philosophie werde uns jemals hinter die täglichen Erfahrungen führen oder uns Verhaltensregeln geben können, die anders sind als die, die wir durch unser Nachdenken über das tägliche Leben erhalten, meinte er.”

“Bisher klingt das ja verlockend. Hast du ein paar Beispiele?”

“Zu Humes Zeiten war die Vorstellung verbreitet, dass es Engel gibt. Unter einem Engel verstehen wir eine Männergestalt mit Flügeln. Hast du je so ein Wesen gesehen, Sofie?”

“Nein.



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