So finster, so kalt by Diana Menschig

So finster, so kalt by Diana Menschig

Autor:Diana Menschig [Menschig, Diana]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Mystery
ISBN: 9783426422212
Google: Ll1qAgAAQBAJ
Herausgeber: Droemer Knaur
veröffentlicht: 2014-03-26T23:00:00+00:00


Zehn

Schlag in die Bresche

Alles in allem eineinhalb Stunden Verspätung von Vancouver bis Stuttgart. Theodor hätte zufrieden sein können. Doch er war von der langen Reise erschöpft, und nur die Tatsache, dass es in Kanada erst später Mittag wäre, hielt ihn im Moment wach.

Er zog den kleinen Reisekoffer hinter sich her und irrte eine kleine Weile über den Parkplatz, bis er die Wagen am äußersten Rand entdeckte. Ein Touran reagierte auf den Funkschlüssel, den er am Stand der Mietwagenfirma erhalten hatte. Theodor lud den Koffer ein und lächelte dankbar, als er an die Inhaberin des kleinen Hotels dachte, in dem er am Abend vor seinem Abflug eingecheckt hatte. Die Frau hatte ihm angeboten, ihm sein restliches Gepäck nachzusenden. Er hatte das Angebot nicht nur wegen der Schlepperei angenommen, sondern weil er insgeheim hoffte, in ein paar Tagen wieder zurückfliegen zu können. Das Wohnmobil hatte er auch noch nicht gekündigt, aus demselben Grund. Zum Zeitpunkt von Merles Anruf war erst knapp die Hälfte seines geplanten Aufenthalts verstrichen gewesen, und er hatte sich so sehr auf diese Reise gefreut. Jetzt wollte er erst einmal in Steinberg nach dem Rechten sehen und sich selbst ein Bild machen. Vielleicht war alles nicht so schlimm, wie es zurzeit aussah. Womöglich waren die Kinder inzwischen sogar wieder wohlbehalten bei ihren Eltern, und die ganze Aufregung hatte sich gelegt. Merle hatte ihm gesagt, sie selbst hätte drei Wochen Urlaub. Wenn er es schaffte, sie zu überreden, noch einmal die gleiche Zeit dranzuhängen, würde er doch noch ein paar dicke Lachse aus den kanadischen Flüssen fangen können. Er war sich sicher, dass seine Tochter ihm diese Bitte nicht abschlagen würde, wenn es sich mit ihrem Beruf vereinbaren ließe.

Theodor setzte sich in den Wagen und stellte Sitz und Rückspiegel richtig ein. Wenigstens gehörte Merles Beziehung mit diesem widerlichen Michael endlich der Vergangenheit an. Das wenige, was sie über ihre neue Bekanntschaft erzählt hatte, klang so freundlich. Wenn dieser Wolff nur halb so nett war, wie es den Anschein machte, würde seine Tochter vielleicht doch noch ihren Frieden finden. Er lächelte still in sich hinein, während er den Wagen startete. Woran lag es, dass Merle bisher immer an die Falschen geraten war? Na ja, es ging ihn nichts an. Heimlich wünschte er sich natürlich schon, noch Großvater zu werden, obwohl es inzwischen nicht mehr danach aussah. Aber über eine Enkelin wie Ronja würde er sich freuen. Sehr sogar. Ronja … Die Kleine würde wieder auftauchen. Es konnte, es durfte nicht anders sein.

Einem Impuls folgend, schaltete er das Radio ein und stellte fest, dass er die Zwanziguhrnachrichten gerade verpasst hatte. Mit Bedauern verwarf er seinen Plan, heute noch einzukaufen und nach seiner Ankunft zu Merle zu gehen. Bis er zu Hause war, war es mindestens elf Uhr. Da er seine Tochter ohnehin nicht persönlich erreichen konnte, würde er gleich eine kurze Nachricht aufs Band sprechen. Sie konnten sich morgen immer noch sehen. Damit, dass sie in seiner Wohnung auf ihn wartete, rechnete er nicht. Schließlich wusste er, wie schwer es einem fallen konnte, das Häuschen zu verlassen, sobald man einmal dort war.



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