So bitterkalt by Johan Theorin

So bitterkalt by Johan Theorin

Autor:Johan Theorin [Theorin, Johan]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-07-25T22:00:00+00:00


33

Jan geht mit kurzen Schritten durch den Klinikkeller, hält aber immer wieder inne, wie ein Forscher in einer unbekannten Höhlenwelt. Mit einer kleinen Lampe als einziger Unterstützung tastet er sich langsam durch verwinkelte Gänge und dunkle Räume vorwärts. Der Schutzengel in seiner rechten Hand ist noch nicht erloschen, aber das Licht wird immer schwächer.

Der Krankensaal, in dem er zuerst gelandet war, schien keine anderen Ausgänge zu haben, also machte er kehrt und geht nun weiter in den Korridor hinein, der nach ein paar Metern nach rechts abbiegt, dann erneut nach rechts und schließlich nach links in einen weiteren großen gekachelten Saal führt. Unter seinen Schuhen knirscht etwas – auf dem Boden liegt zerbrochenes Glas.

Die »Lichtung« kommt ihm jetzt weit entfernt vor, und am liebsten wäre er umgedreht und zu der Sicherheit im Schutzraum zurückgekehrt. Aber er geht weiter.

In der Dunkelheit um ihn herum ist alles still, und das beruhigt ihn.

Jan erkennt vier schwarze Türöffnungen, die aus dem großen Krankensaal herausführen. Er geht zu einer nach der anderen und richtet die Lampe darauf, doch dahinter liegt jeweils nur ein staubbedeckter Kellergang, der zu einer verrosteten Stahltür führt. Der vierte Gang allerdings scheint weniger verstaubt, als wäre kürzlich jemand dort gegangen, und die Stahltür ist auch nicht so stark verrostet wie die anderen, also geht er hin und zieht sie auf.

Dahinter liegt ein weiterer Korridor mit einer Reihe von Türen. Jan lässt die Stahltür weit offen stehen und betritt den Korridor.

Er schaut durch die erste Tür und sieht einen kleinen kalten Raum mit einem alten Eisenbett ohne Matratze. Als er über die Schwelle tritt und an den verputzten Wänden entlangleuchtet, erkennt er mit Reißzwecken an die Wand gepinnte, ausgeblichene Postkarten und unleserliches Gekritzel. Das hier scheint ein altes Krankenzimmer zu sein, oder eine Gefängniszelle.

Jan erinnert sich an das »Loch« im Keller der Klapse und verlässt den Raum rückwärts schnell wieder.

Dann geht er von Tür zu Tür und schaut rasch in jede Zelle, doch er findet nur noch mehr kahle Wände und alte Eisenbetten vor. Seine Schritte werden immer zaghafter. Er hat noch nie Angst vor der Dunkelheit gehabt, doch hier unten fühlt er sich zunehmend einsamer. Die Türöffnungen gähnen ihn wie schwarze Münder an, als wollten sie ihn gradewegs verschlucken.

Schließlich schaltet er den Schutzengel wieder ein und hebt ihn an den Mund. »Ich bin weiter in den Keller hineingegangen«, beginnt er, »aber ich glaube, dass er nicht mehr benutzt wird, die Lampen sind kaputt.«

Der Schutzengel in seiner Hand schweigt, aber er hofft, dass Hanna ihn hört.

»Okay, dann werde ich demnächst mal wieder umdrehen, denke ich ...«

Dann sagt er nichts mehr, es fühlt sich nicht sicher an, hier unten zu reden. Mit jedem Wort wächst das Gefühl, dass jemand hinter ihm steht und zuhört. Gespitzte Ohren, die irgendwo in der Dunkelheit lauern.

»Bis gleich«, flüstert er, wie um sich selbst Mut zu machen, ins Mikrofon, dann schaltet er den Schutzengel aus.

Der Korridor macht eine scharfe Biegung, er folgt ihr langsam. Danach führt er in einen weiteren Krankensaal mit Stahlgestellen und weißen Tüchern, und Jan betritt den Raum.



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