Sjoewall, Maj & Wahloeoe, Per - Beck 01 by Die Tote im Goetakanal

Sjoewall, Maj & Wahloeoe, Per - Beck 01 by Die Tote im Goetakanal

Autor:Die Tote im Goetakanal
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


18

Viertel nach elf, wieder im Dienstzimmer in Kristineberg. Der Wind hatte aufgefrischt, und Regenschauer klatschten gegen die Fensterscheiben.

Die fünfzehn Fotos lagen vor Martin Beck ausgebreitet. Vierzehn hatte er beiseite geschoben und betrachtete nun zum vielleicht fünfzigstenmal Roseanna McGraw im Lichtkreis des Vergrößerungsglases. Sie sah aus, wie er sich’s die ganze Zeit vorgestellt hatte. Ihr Blick war nach oben gerichtet.

Vermutlich gegen die Turmspitze der Riddarholms-Kirche. Sie wirkte frisch und entspannt und unbekümmert – und dabei hatte sie noch genau 36 Stunden zu leben. Links von ihr sah man einen Teil der Kabine Nr. A 7. Die Tür stand offen, aber das Bild ließ nicht erkennen, wie es drinnen aussah.

»Bist du dir darüber klar, daß wir heute endlich mal Glück hatten?« sagte Kollberg. »Zum erstenmal während dieser ganzen verdammten Sache. Früher oder später hat man immer mal Glück. Aber diesmal hat es verflixt lange gedauert.«

»Ein bißchen Pech auch.«

»Du meinst, es war ärgerlich für sie, daß sie an einem Tisch mit zwei steinalten Landsknechten und drei halbblinden Weibern landete? Das ist kein Unglück, sondern nur die Folge des bekannten Gesetzes über die Unzulänglichkeit aller Dinge. Komm, gehen wir nach Haus und hauen uns in die Falle.

Ich fahre dich. Oder nimmst du lieber die billige Tour?«

»Erst noch ein Telegramm an Kafka. Den Brief schreiben wir morgen.«

Eine halbe Stunde später saßen sie im Wagen.

Kollberg fuhr schnell und unkonzentriert, es regnete immer noch in Strömen. Aber Martin Beck schien nicht zu reagieren, obwohl ihm bei Autofahrten normalerweise schlecht zumute wurde. Den ganzen Weg über schwiegen sie. Erst vor dem Haus in Bagarmossen schüttelte sich Kollberg und sagte:

»Tja, nun wird man also im Bett liegen und die ganze Zeit an diese Sache denken. Tschüs.«

Es war still und dunkel in der Wohnung, aber als Martin Beck am Zimmer seiner Tochter vorbeikam, hörte er gedämpfte Musik. Vermutlich hatte sie das Transistorgerät mit im Bett. Er selber hatte früher beim Schein der Taschenlampe Abenteuerromane unter der Decke gelesen.

Auf dem Küchentisch stand Brot, Butter und Wurst. Er machte sich ein Brot und suchte im Kühlschrank nach Bier. Es war nichts da. Er verzehrte sein frugales Abendessen im Stehen und spülte es mit einem halben Glas Milch herunter.

Dann ging er leise ins Schlafzimmer. Um seine Frau nicht zu wecken, zog er sich im Dunkeln aus und schlüpfte schnell ins Bett. Sie bewegte sich unruhig, und er wagte nicht, sich zu rühren. Nach ein paar Minuten wurden ihre Atemzüge wieder gleichmäßig. Da streckte er sich bequem aus, schloß die Augen und begann nachzudenken.

Man hatte Roseanna McGraw schon auf einem der ersten Bilder gefunden. Außerdem hatten diese Fotos fünf andere Personen identifiziert: die beiden pensionierten Offiziere, deren Frauen und die Witwe Liebeneiner. Er konnte damit rechnen, fünfundzwanzig bis dreißig Bildsammlungen zu bekommen, und wahrscheinlich umfangreichere als die vorliegende. Wenn jeder Fotograf die auf den Fotos befindlichen Personen namentlich bezeichnete, würde man endlich in der Lage sein, Roseanna McGraws letzte Reise zu verfolgen. Sie würden diese Reise vor sich ablaufen lassen wie einen Film.

Vieles hing jetzt an Kafka und an dem, was bei den acht Ehepaaren aufzutreiben war, die sich damals mit auf der Reise befunden hatten.



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