Sinnlose Wettbewerbe. Warum wir immer mehr Unsinn produzieren by Mathias Binswanger
Autor:Mathias Binswanger [Binswanger, Mathias]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783451334702
Herausgeber: Verlag Herder
veröffentlicht: 2010-09-23T22:00:00+00:00
Nachhaltigkeit: Immer mehr Zertifikate und Labels, aber kein nachhaltigeres Wirtschaften
Egal ob grüner Punkt, blauer Engel, Umweltbaum oder Steinbock-Label (ein Label für nachhaltigen Tourismus in der Schweiz): Kaum ein Produkt oder ein Unternehmen, das nicht mit irgendwelchen Labels oder Zertifikaten auftrumpft, welche nachhaltiges Wirtschaften sowohl in ökologischer als auch in sozialer Dimension (inklusive ethischem Verhalten) andeuten sollen. Die Zertifizierung und „Verlabelung“ von Unternehmen und Produkten ist inzwischen zu einem eigenen Business geworden, mit denen eine Menge privater und staatlicher Unternehmen und Büros beschäftigt sind. Man glaubt, dadurch die Spreu vom Weizen trennen zu können und die Nachhaltigkeit der Wirtschaft zu fördern. Und so gibt es inzwischen eine Unmenge an Labels und Zertifikaten, deren Bedeutung praktisch niemand mehr durchschaut. Das ist allerdings meist nicht weiter von Belang, da innerhalb kurzer Zeit sowieso alle wichtigen Unternehmen im Besitz dieser „Qualitätsbescheinigungen“ sind. Produkte, die bisher ohne grünen Punkt oder blauen Engel verkauft wurden, werden dann mit grünem Punkt und blauem Engel verkauft, und es gibt nur noch Weizen, aber keine Spreu mehr. Doch ist die Wirtschaft tatsächlich soviel nachhaltiger geworden?
Das Problem bei Labels und Zertifikaten ist genau dasselbe wie in den anderen hier beschriebenen Bereichen, wo Wettbewerbe ohne Markt inszeniert werden. Das letztlich komplexe, qualitativ orientierte und nur vage definierbare Kriterium der Nachhaltigkeit wird auf einige messbare Indikatoren reduziert, aufgrund derer die Labels vergeben werden. Die Messbarkeitsillusion hat die mit der Durchsetzung von nachhaltiger Entwicklung beauftragten oder selbst ernannten Institutionen und Organisation schon seit einiger Zeit voll erfasst. Und entsprechend richten sich die Unternehmen an den messbaren Indikatoren aus, aufgrund welcher Zertifikate oder Labels vergeben werden. Je nachdem, was man misst, sind dann allerdings ganz andere Produkte oder Unternehmen nachhaltig. Zum Beispiel kann man die Nachhaltigkeit an bestimmten Ausschlusskriterien festmachen. Es dürfen keine Waffen oder Drogen produziert werden, und dann erhält man ein entsprechendes „Unbedenklichkeitszertifikat“. Es ist in diesem Fall egal, ob die Angestellten schlecht bezahlt werden oder ob mit der Produktion Umweltschäden verbunden sind, denn diese Faktoren sind für die so gemessene Nachhaltigkeit nicht relevant. Genau so gut kann man aber auch umgekehrt vorgehen. Es ist egal, was ein Unternehmen produziert, man achtet auf den CO2-Output und darauf, ob die Angestellten anständig behandelt und bezahlt werden. In diesem Fall bedeutet Nachhaltigkeit etwas ganz anderes als im ersten Fall, da sie völlig anders gemessen wird.
Welche Messung ist aber richtig? Ist ein Unternehmen, das seine Angestellten gut bezahlt und behandelt, aber Waffen produziert, nachhaltiger oder weniger nachhaltig als ein Unternehmen mit schlecht bezahlten und behandelten Angestellten, das aber Solaranlagen produziert und damit einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung liefert? Auf diese Frage gibt es letztlich keine Antwort. Man muss sich entscheiden, was einem wichtiger ist bzw. welches Label für ein Unternehmen günstige Kriterien verwendet, so dass es dann nachhaltig erscheint.
Ein vernünftiger Mensch wird natürlich sagen, dass alle eben erwähnten Kriterien für die Nachhaltigkeit wichtig sind. Also: keine Produktion von Waffen und Drogen, niedriger CO2-Austoß, keine lokalen Umweltschäden, ausschließliche Verwendung von fair produzierten Rohstoffen, anständige Behandlung und Bezahlung der Angestellten, vollständige Information der Konsumenten und so weiter. Schnell sind wir dann einmal bei hundert Indikatoren.
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