Simpel by Marie-Aude Murail
Autor:Marie-Aude Murail [Murail, Marie-Aude]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104006840
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2015-05-01T16:00:00+00:00
Am späteren Abend saß Zahra in ihrem Zimmer, ohne dass sie mit jemandem hatte sprechen können. Sie versuchte, ihre Chemiehausaufgaben zu machen, aber vor ihren Augen tanzten Bilder. Béatrice, wie sie Colbert umgarnte, Béatrice, wie sie ihr Haar hochhob, Béatrice, wie sie mit Colbert wegging.
»Stimmt was nicht?«
Zahra drehte langsam ihre schmalen grauen Augen zu Djemilah. »Nein.«
Die jüngere Schwester setzte sich ungeduldig neben sie und schubste sie leicht. »Okay«, sagte sie. »Wie heißt er?«
»Colbert.«
»Komischer Name. Ist er wenigstens hübsch?«
»Zu hübsch.«
»Hast du dich nie angeschaut? Du bist ein Star!«
Zahra lächelte traurig.
»Liebt er dich?«
»Am Anfang hab ich das gedacht. Aber er geht mit einer anderen.«
»Ist sie schön?«
Djemilah hatte eine sehr einfache Vorstellung von menschlichen Beziehungen.
»Sie ist rothaarig und hat ganz viel Haare unter den Achseln. Und sie riecht nach Schwein.«
Das war reine Einbildung, aber es tat gut.
»Du musst ihn einwickeln«, flüsterte Djemilah. »Jungs einzuwickeln ist kein Hexenwerk.«
Zahra erzitterte.
»Komm, komm, sieh dich an.« Djemilah zog ihre Schwester vor den Spiegel. Sie öffnete ihr die Bluse, hob ihr den Rock etwas an, trug auf ihr unteres Lid etwas Lidschatten auf, um ihren Blick zu unterstreichen, und zeigte ihr, wie man mit halb geöffneten Lippen und langsam ersterbenden Augen schmachtende Blicke wirft.
»Was spielt ihr da?«, fragte Leila.
Alle drei teilten sich ein Zimmer.
»Harem«, antwortete Djemilah.
Leila war erst zwölf, aber nicht gerade spät entwickelt.
»Ich habe einen Lippenstift mit Erdbeergeschmack«, sagte sie und durchsuchte ihr Mäppchen. »Das macht feuchte Lippen und gibt den Küssen Geschmack.«
»Bist du schon geküsst worden?«, fragte Zahra erschreckt.
»Jetzt hör mal! Wozu lebt man denn?«
Bald waren alle drei damit beschäftigt, ihre Blusen über dem Nabel zu verknoten, von Piercings und Tattoos zu träumen, sich Zöpfe zu flechten und Palmenfrisuren zu machen.
»Ich hab Haare auf den Händen, schrecklich«, klagte Djemilah betrübt.
Leila ging und klaute den Rasierapparat von Papa Larbi und die Straffungscreme für den Busen von Mama Yasmine. Das bot Gelegenheit für eine gewisse Zahl von Vergleichen, aus denen Zahra ohne den geringsten Neid als Siegerin hervorging. Am Ende sank sie massiert, geschminkt und halbnackt in der Haltung der Favoritin des Sultans aufs Bett.
»Wenn Colbert dich sehen würde«, bemerkte Djemilah seufzend.
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