Signal: Roman (German Edition) by Foster Alan Dean

Signal: Roman (German Edition) by Foster Alan Dean

Autor:Foster, Alan Dean [Foster, Alan Dean]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
veröffentlicht: 2013-12-18T23:00:00+00:00


9

Trotz ihrer Unruhe, ihrer Angst und des stetigen, unbarmherzigen Heulens des Sturms und der vom Wind aufgewirbelten Sandkörner, die ihr ins Gesicht flogen und sich anfühlten, als würde sie von eintausend Stechmücken gestochen, war Ingrid Seastrom eingeschlafen. Letzten Endes hatte ihre Erschöpfung die Oberhand gewonnen.

Sie wachte auf, weil sie Sand im Mund hatte und husten musste. Sie spuckte aus und wischte sich den Mund ab, dann setzte sie sich auf und starrte den Himmel an, der von einer derart makellosen blauen Farbe war, dass er fast wie lackiert wirkte. An diesem perfekt gefärbten Firmament bewegte sich nichts, keine Wolke, kein Windhauch, nicht einmal ein Flügelschlag. Auch in ihrer Umgebung war alles ruhig …

Während sie sich den Sand von den Beinen wischte, sah sie erst nach rechts und dann nach links. Schließlich verdrehte sie ihren Körper und blickte nach hinten. Kein Whispr. Nur die Berge im Osten und die Ebenen im Westen, Rillen, Furchen und Risse in den Felsen, die Millionen Jahre alt waren. Ihr Herz schlug schneller, und in der völligen, vollkommenen Stille glaubte sie schon, es zu hören.

Was war, wenn er beschlossen hatte, dass er alleine besser dran war, und aufgebrochen war, während sie noch geschlafen hatte? Was war, wenn die an ihm nagende Paranoia letzten Endes gewonnen und er beschlossen hatte, nach Orangemund zurückzukehren? Er hatte den einzigen funktionierenden Kommunikator bei sich. Auf diesem Kommunikator befand sich die einzige Kopie von Morgan Ouspels Anweisungen, wie man nach Nerens gelangen konnte und wie sich die sichere Rückkehr an den Orange River bewerkstelligen ließ. Wenn er sie verlassen hatte, dann würde sie noch mehr als genug Zeit haben, um über ihr bevorstehendes Ende nachzudenken.

Aber das würde er ihr doch nicht antun, oder? Nicht der Ärztin, die die Polizei-Traktaks aus seinem Rücken geholt hatte. Nicht seiner Partnerin bei dieser Expedition. Nicht der Frau, die er auf infantile, aber dennoch offensichtliche Weise besitzen wollte. Nicht Ingrid Seastrom, praktizierende Ärztin, geliebt von all ihren Patienten und …

Es machte keinen Sinn, ihre Frustration herauszuschreien, weil ja doch niemand in der Nähe war, der sie hören konnte.

Also stand sie auf und nahm einen größeren Teil der kargen Ebene in Augenschein. Das grelle Sonnenlicht ließ sie blinzeln, und sie sah nur weitere Berge, weitere karge Büsche, weitere Dünen und aufgerissene Ebenen. Doch keinen Whispr. Keinen Gefährten. Kein anderes lebendiges Wesen.

In welche Richtung sollte sie gehen? Orangemund lag jetzt sehr weit im Süden. Vielleicht war sie dazu in der Lage, den Rückweg zu finden, die Strecke zurückzugehen, die sie hergekommen waren. Doch ohne genaue Richtungsangaben würde sie es vermutlich nicht schaffen. Nerens lag jetzt deutlich näher, und sie wusste ungefähr, welche Richtung sie einschlagen musste, aber ohne Ouspels Karte und alle Einzelheiten konnte sie direkt daran vorbeilaufen. Selbst wenn sie die Anlage fand, würde sie dort nicht gerade ein herzliches Willkommen erwarten. Im Osten lag die Kalahari, im Westen der Atlantik, in dem es kein Trinkwasser gab. Sie hatte keine Wahl. Mit finsterer Miene begann sie resigniert, gen Nordwesten zu marschieren.

Nach etwa ein Dutzend Schritten und mehreren geflüsterten Flüchen stolperte sie über ihren Begleiter.



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