Sieh niemals weg by Rick Mofina

Sieh niemals weg by Rick Mofina

Autor:Rick Mofina
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe AG
veröffentlicht: 2017-03-05T16:00:00+00:00


32

Dallas-Fort Worth Metroplex, Texas

Mason fuhr den ganzen Tag über, nachdem er Remy und das schreiende Balg im Motel zurückgelassen hatte.

Er rieb sich die Lippen und bekämpfte sein Verlangen, das mit jedem Kilometer auf der LBJ-Autobahn stärker wurde. Remys Weigerung, sich die Kohle für das Kind zu holen, und seine zunehmenden Verstöße gegen die Bewährungsauflagen, wie zum Beispiel das Nichterscheinen zu einem Test auf Drogen und Alkohol, waren da nicht hilfreich. Sein Traum glitt ihm durch die Finger. Er erreichte den Rand eines schwarzen Lochs. Fluchend hämmerte er mit den Fäusten auf das Armaturenbrett ein.

Unmöglich würde er diese Sache aufgeben, ohne darum zu kämpfen.

Ich muss mir eine Möglichkeit ausdenken, das durchzustehen! Denk nach!

Er fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund.

Schritt eins: Lass den Traum nicht sterben.

Er verließ die Autobahn, hielt vor einem Drugstore, besorgte sich ein Handy und rief damit Garza an.

Nach fünfmaligem Läuten schaltete sich die Mailbox ein.

»Ich bin’s, Varno. Ich habe eine neue Nummer. Du bist der Einzige, der sie hat. Ruf mich an, damit wir über meinen Einkauf reden können.«

Daraufhin fuhr Mason seinen Pick-up auf den Parkplatz. Er nahm den kleinen Beutel mit den Überresten ihres Bargelds und fächerte die Scheine mit dem Daumen auf. Knapp neuntausend waren übrig von den ursprünglich fünfzehntausend, die die Agentur Remy gezahlt hatte. Sie hatte ihm das Geld anvertraut und geglaubt, dass er es aufbewahrt hatte. Sie hatte keine Ahnung, dass er viel davon für Dope verwendet hatte. Was sie noch übrig hatten, würde nicht lange reichen, insbesondere, weil er in diesen letzten paar Wochen nicht gearbeitet hatte.

Mason versuchte nachzudenken, aber sein Verlangen entwickelte sich zu einem Schmerz. Mit einer Hand griff er sich an die Schläfen und drückte fest zu, damit sein Schädel nicht zerplatzte. Mit quietschenden Reifen jagte er zurück auf die Autobahn und fuhr zu einem Ort am westlichen Rand der Downtown von Dallas, den er kannte.

Dort erstreckte sich eine Reihe bedrohlich aussehender, heruntergekommener und abbruchreifer Häuser und gut gesicherter Schnapsläden an den Straßen entlang, zudem gab es Huren und die wandelnden Toten. Er fuhr durch den Bereich und hielt nach irgendwelcher Polizei Ausschau, Streife oder zivil, wie zum Beispiel die verräterischen Lieferwagen von Elektrogeschäften, die sie für Verhaftungen benutzten.

Es sah gut aus.

Er lenkte zu den verrosteten Zeitungsständern von Bill’s Second Chance Pawnshop. Ein Junge mit einem Mavericks-T-Shirt, zur Seite gedrehter Baseballkappe und herabhängender Hose, so dass sich seine Unterwäsche zeigte, beugte sich zu Mason ins Fenster.

»Hallo, wie geht’s, wie steht’s heute, Sir?«, fragte der Junge.

»Ich brauche ’nen Schuss.«

Die Augen des Jungen erfassten Masons Gefängnistätowierungen. Das Dealen auf der Straße machte ihn schnell und clever. Alles war cool.

»Hab nur allerfeinste Qualität. Wie viel willste?«

Mason rieb sich heftig das Kinn. Er brauchte etwas für den Augenblick und als Rücklage für später.

»Vierzehn Gramm.«

»Wow!«

»Ist das ’n Problem?«

»Krieg ich hin. Krieg ich hin. Kostet dich eineinhalb Riesen.«

Mason griff in seine Tasche, zählte fünfzehnhundert Dollar ab und hielt sie dem Jungen hin, wobei er den Griff seiner Waffe sehen ließ.

»Denk ja nicht dran, mich zu verarschen, kapiert?«

»Nö. Ich weiß, wo du herkommst. Das ist ein ehrlicher Deal.



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