Sherlock Holmes: Die Armee des Dr. Moreau (German Edition) by Adams Guy

Sherlock Holmes: Die Armee des Dr. Moreau (German Edition) by Adams Guy

Autor:Adams, Guy [Adams, Guy]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Panini
veröffentlicht: 2014-05-13T22:00:00+00:00


22. KAPITEL

»Ich nenne ihn Vater, aber er ist nur einer von vielen. Deshalb begann er mich zu hassen. Väter werden, genau wie Götter, schnell wütend auf andere, die denselben Titel beanspruchen. Die außergewöhnlichen Kreaturen, die er zeugte, die Reinblüter, die ihr Leben durch Skalpell und Nadel erhalten, sind in seinen Augen perfekt. Er liebt sie von ganzem Herzen. Doch diejenigen, die so sind wie ich – seine Mischlinge –, die aus Zutaten eines Metzgerladens erbaut wurden, sind nichts anderes für ihn als leere und wertlose Kreaturen.

Aber ich bin weit davon entfernt, leer zu sein. Ich bin erfüllt von Leben. Ich erinnere mich an die Wärme der Wurfhöhle und den Geschmack süßer Milch. Ich erinnere mich, wie das dichte Gras sich vor mir teilte, als ich hindurchrannte; an das Geräusch eines schlagenden Kaninchenherzens und den Geschmack seiner Angst in meinem Maul. Ich erinnere mich an die Sonne auf meinem Rücken und an den salzigen Wind in meinem Gesicht – einem Gesicht, das nun verrottet. Es wurde weggerissen und dem Zerfall überlassen. Ich spüre noch immer die geteerten Seile in meinen Händen und wie das starke Deck unter meinen Füßen schwankte, während die Wellen mich gen Himmel warfen. Ich erinnere mich daran, wie ein Seil an meinem Hals zerrte, eine Gürtelschnalle im Gaslicht aufblitzte und Leder auf meinen Rücken knallte.

Das ist die deutlichste Erinnerung, und deshalb, Gentlemen, wird mich nie wieder ein Mensch schlagen, ohne die Konsequenzen dafür zu tragen, denn jetzt habe ich die Stärke, mich zu wehren.

Wie ich diesem letzten schrecklichen Vater in die Hände fiel, ist schnell erklärt. Ein Teil von mir wurde ihm von dem Mann mit dem schweren Gürtel und dem zuschlagenden Arm verkauft. Der Rest wurde durch kriminelle Methoden beschafft. Ich erinnere mich an Biergeschmack in meinem Mund, Landgang und das Bedürfnis, die paar Pennys, die ich in der Tasche hatte, auszugeben. Ich befand mich im Ausland, war unsicher auf den Beinen, weil ich getrunken hatte, und ich hoffte, jemanden zu finden, der mich für ein paar Stunden wärmen würde. Dann fühlte ich einen entsetzlichen Schmerz an meinem Hinterkopf. Als Nächstes wachte ich auf einem Strohlager auf, in meiner Nase den Gestank von Tierscheiße und verfaultem Essen. Hätte ich da bereits die Nase gehabt, die Sie jetzt sehen – dieses großartige Organ, das genau weiß, was Ihre Vermieterin zum Abendessen kocht, wenn ich nur damit zucke –, ich glaube, der Gestank hätte mich in den Wahnsinn getrieben. Doch vielleicht irre ich mich auch. Vielleicht wäre das, was der Seemann damals widerlich fand, jetzt wie frisches Obst für mich. Es hat sich so vieles verändert, mein Geschmackssinn mehr als alles andere.

Während der Matrose noch schrie und heulte und an den Eisen zerrte, die man ihm um die Gelenke gelegt hatte – Eisen wie diese, Gentlemen, und glauben Sie nicht, dass ich sie noch lange tolerieren werde, denn das werde ich nicht! –, lag der Hund, der sich geduckt hatte, als er seinen Herrn herankommen hörte, immer noch still und zusammengekauert da, denn sein einfältiger Geist wusste nicht, was ihm bevorstand.



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