Sharpes Feuerprobe by Bernard Cornwell

Sharpes Feuerprobe by Bernard Cornwell

Autor:Bernard Cornwell
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Roman
ISBN: 9783838700441
Herausgeber: luebbe digital
veröffentlicht: 2009-07-13T22:00:00+00:00


Jedes Haus in der Stadt war auf die Belagerung vorbereitet. Lagerhäuser waren mit Nahrung gefüllt, und Wertgegenstände wurden hastig versteckt, falls die feindliche Armee die Mauern durchbrechen würde. In den Gärten wurden Löcher gegraben und mit Münzen und Schmuckstücken gefüllt, und in einigen reicheren Häusern wurden ganze Zimmer mit falschen Wänden verborgen, sodass die Frauen versteckt werden konnten, wenn die Invasoren in den Straßen wüten würden.

Mary half, General Appah Raos Haushalt auf dies Martyrium vorzubereiten. Sie fühlte sich schuldig, nicht, weil sie von der Armee kam, von der diese Katastrophe für die Stadt drohte, sondern weil sie sich unerwartet wohl in Appah Raos weitläufigem Haus fühlte.

Als General Appah Rao sie von Sharpe weggebracht hatte, war sie voller Angst gewesen, doch der General hatte sie in sein Haus mitgenommen und ihr dort versichert, dass sie in Sicherheit war.

»Wir müssen Sie säubern«, hatte der General gesagt, »und dann dieses blaue Auge heilen lassen.«

Er behandelte sie freundlich, doch mit einem Maß an Reserviertheit, das auf ihr ungepflegtes Aussehen und ihre angebliche Geschichte zurückzuführen war. Der General glaubte nicht, dass Mary die passende Ergänzung für seinen Haushalt war, doch sie sprach Englisch, und Appah Rao war schlau genug, um anzunehmen, dass ein britisches Kommando eine profitable Errungenschaft für Maisurs Zukunft sein würde und seine drei Söhne in dieser Zukunft überleben mussten.

»Zu gegebener Zeit können Sie sich zu Ihrem Mann gesellen«, hatte er ihr gesagt, »aber am besten sollten Sie sich zuerst hier eingewöhnen.«

Aber jetzt, nach einer Woche im Haushalt des Generals, wollte Mary gar nicht mehr fort. Das Haus war zum Beispiel voller Frauen, die sie in ihre Obhut genommen hatten und sie mit einer Freundlichkeit behandelten, die sie erstaunte.

Die Frau des Generals, Lakshmi, war groß und pummelig und hatte vorzeitig ergrautes Haar und ein ansteckendes Lachen. Sie hatte zwei unverheiratete Töchter großgezogen, und es überraschte Mary, dass Lakshmi und ihre Töchter sich die Arbeit in dem großen Haus teilten, obwohl es ein paar Dienerinnen gab. Sie fegten es nicht aus und holten auch kein Brunnenwasser – diese Aufgaben wurden von den niedrigsten der Dienerinnen erledigt –, doch Lakshmi liebte es, in der Küche zu sein, von wo aus ihr Gelächter durch das ganze Haus hallte.

Es war Lakshmi gewesen, die Mary ausgeschimpft hatte, weil sie so schmutzig war. Sie hatte die westliche Kleidung von ihr entfernt, sie zum Baden gezwungen und dann ihr verfilztes Haar gewaschen.

»Du bist so schön, wenn du dir etwas Mühe gibst«, hatte Lakshmi gesagt.

»Ich wollte keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen.«

»Wenn du in meinem Alter bist, meine Liebe, wird dir niemand überhaupt Aufmerksamkeit schenken, also solltest du alles genießen, das man dir schenkt, solange du noch jung bist. Du sagst, du bist Witwe?«

»Er war Engländer«, erklärte Mary nervös das Fehlen des Hochzeitsmals auf ihrer Stirn. Sie fragte sich, ob die ältere Frau dachte, sie hätte sich auf den Scheiterhaufen ihres Ehemannes werfen sollen.

»Nun, jetzt bist du eine freie Frau, also lassen wir dich schön machen.« Lakshmi lachte und schrubbte sie mit Hilfe ihrer Töchter ab. Dann kämmte sie Marys Haar, zog es zurück und band es an ihrem Hinterkopf zu einem Knoten.



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