Serverland by Josefine Rieks

Serverland by Josefine Rieks

Autor:Josefine Rieks [Rieks, Josefine]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
ISBN: 9783446259430
Herausgeber: Hanser
veröffentlicht: 2018-01-28T23:00:00+00:00


Zehn

Es war noch sehr früh, als ich völlig verkrampft aufwachte. Irgendjemand musste mir eine kratzige Decke gegeben haben. Ich blieb liegen und mir war schlecht. Um mich her hörte ich leises Schnarchen. Die Luft im Raum war so dick und heiß, dass ich nicht spürte, ob ich atmete oder nicht. Ich machte die Augen wieder zu und alles drehte sich.

Dann stand ich auf, stieg vorsichtig über die schlafenden Körper, die überall um mich herum lagen, und tastete mich durch ein Treppenhaus nach unten.

Das Licht draußen war dämmrig und der Platz war leer, er wirkte dreckig und irgendwie armselig, das Feuer war ausgegangen, nur weiter hinten tanzten einige, indem sie sich in der Gruppe auf den Boden warfen und wieder aufstanden. Zum Glück hatte ich das Equipment gestern noch sicher im Auto verstaut.

Ich fing gerade an zu überlegen, worauf ich mich da eigentlich eingelassen hatte, als der Junge vom Feuer hinter mir aus der Halle kam und sich streckte.

»Jonny übrigens«, sagte er und hielt mir seine schmale Hand hin. Sein Händedruck war fest, genau richtig. Er lächelte mich an. In seinem Gesicht war nichts wegen gestern Nacht zu erkennen. Kein Spott, keine Anklage. Sein Lächeln war wirklich freundlich.

»Reiner«, sagte ich. Er nickte und wandte sich dann ab.

Jonny. Das war doch der, über den sie gestern im Auto geredet hatten. Der, der das Video mit dem spastischen Lehrer gefunden hatte.

»Warte«, rief ich und lief ihm hinterher, auf den Rücken seiner Lederjacke war auch so ein weißes Maskengesicht gemalt.

»Hab gehört, du hast dieses coole Video gefunden?«

Ich ging mit leicht mulmigem Gefühl neben ihm durch den Sand. Er sah mich an und jetzt umspielte doch so etwas wie Spott seine Lippen. Seine Haare trug er mit einem extremen Seitenscheitel. Er hatte im Gegensatz zu den vereinzelten drahtigen Haaren in meinem Gesicht, die ich seit Wochen nicht mehr wegrasiert hatte, überhaupt keinen Bartwuchs, nur dass das bei ihm schön aussah.

»Äh, das mit diesem Lehrer«, sagte ich.

»Du meinst Once in a Lifetime? – Ja, das habe ich gefunden. Tut aber nichts zur Sache. Kennst du den Song?«

Ich schüttelte den Kopf.

»You may say to yourself, oh my god, what have I done?« Er verdrehte die Augen. »Solche Texte werden heute einfach nicht mehr geschrieben.«

Wir schwiegen eine Weile und beobachteten dabei die Tänzer, und ich suchte nach irgendetwas, das ich noch sagen konnte. Er zeigte auf die Tanzenden.

»Die verehren Krishna.«

»Wegen Steve Jobs?«, fragte ich schnell und er nickte.

Wir mussten beide grinsen.

»Ich habe vorgestern ein Video gefunden«, sagte ich. »Da steht ein Junge im Zoo einfach vor einem Elefantengehege. Mehr passiert nicht.«

»Cool«, sagte Jonny. »Kennst du das Crashtest-Video?«

»Nein.«

»Das ist geil. Zeig ich dir später!«

»Fahren wir jetzt?«, fragte er dann. Ich wusste nicht, was er meinte.

»Na, wegen dem Beamer«, sagte er. »Oder hast du ’n Filmriss?«

Ich wusste nicht, ob ich ihm gestern Nacht wirklich versprochen hatte, für ihn zu fahren. Aber ich hatte nichts dagegen. Also gingen wir zu Meyers Scirocco und ich schloss den Wagen auf.

Als Erstes dirigierte Jonny mich zu einer Tankstelle. Ich verhielt mich unauffällig, so als wäre mir völlig klar, was zu tun war.



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