Serial by Kilborn J & Blake Crouch

Autor:Kilborn, J & Blake Crouch [Kilborn, J & Crouch, Blake]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-08-20T22:00:00+00:00

4

Nachdem ich getankt hatte und auf die Toilette gegangen war, ging ich ins Lokal, um etwas zu essen.

Der Diner war überraschend voll für diese späte Stunde, hauptsächlich mit Truckern. Obwohl ich seit guten zehn Jahren nicht mehr bei der Sitte gearbeitet hatte, war es mehr als eindeutig, dass die wenigen Frauen hier ihren Unterhalt auf illegale Weise verdienten.

Nicht, dass mir das etwas ausmachte. Ich war von der Sitte zur Mordkommission gewechselt, weil es mir eigentlich egal war, was mündige Erwachsene freiwillig miteinander trieben. Ich hatte in meinem Leben auch schon die eine oder andere Droge probiert, und gerade als Frau fand ich es wichtig, dass man mit seinem Körper machen durfte, was man wollte. Was hier also abging, war für mich nicht mehr als Lokalkolorit. Ich wollte sowieso nur einen Kaffee und eine heiße Mahlzeit und hoffte, dass das reichen würde, um die lange Fahrt in die sehr geduldigen Arme meines Verlobten zu schaffen.

Ich erwartete mindestens ein oder zwei Pfiffe, als ich durch die Tür trat, aber es kam nichts. Etwas enttäuschend. Ich trug noch die Klamotten, die ich vor Gericht angehabt hatte: einen braunen Hosenanzug, der die Figur betonte, und dazu Sandaletten mit sieben Zentimeter hohen Absätzen. Die Schuhe waren vielleicht leicht frivol, aber die Geschworenen konnten meine Füße im Zeugenstand sowieso nicht sehen. Nach dem Gerichtstermin hatte ich mich direkt ins Auto gesetzt, um nach Wisconsin zu fahren, und die Sandaletten trug ich nur, weil Latham sie so gerne mochte. Für ihn hatte ich mir außerdem die Fußnägel lackiert.

Vielleicht waren die Anwesenden zu sehr mit ihren Liebesdienerinnen beschäftigt, um eine weitere Frau zu bemerken. Vielleicht lag es aber auch an mir. Latham meinte, dass man mir sofort anmerkte, dass ich bei der Polizei war, versicherte mir aber, dass ich trotzdem sexy sei. Nichtsdestotrotz – ein Autohof in Wisconsin um zwei Uhr morgens voller einsamer Männer, und keiner starrte mich gierig an … Vielleicht musste ich mal wieder ins Fitnessstudio.

Erst da fiel mir auf, dass ich noch meine Dienstmarke am Gürtel trug. Mist.

Ich sah mich kurz im Diner um, entdeckte den Notausgang, zählte die Gäste und Angestellten und überlegte, wer am ehesten einen Streit vom Zaun brechen könnte. Ein schräg gekleideter Mann in teuren Stiefeln und einer mit Diamanten besetzten Baseballkappe starrte mich lange an. Er vermittelte mir erfolgreich das Gefühl, dass er Cops hasste, und ich erwiderte seinen Blick, indem ich ihm signalisierte, dass ich Typen wie ihn noch weniger mochte. Wenn ich auch Prostituierte tolerierte, so waren mir Zuhälter zuwider. Es war einfach nicht fair, dass jemand dein hart verdientes Geld abkassierte, nur weil er größer und stärker war.

Aber ich war nicht gekommen, um die Leute aufzumischen. Mir war lediglich nach Koffein und Kalorien.

Ich ging also langsam durch das Restaurant, spürte die kalten Blicke, die mir folgten, und setzte mich an die Theke neben einen ziemlich beleibten Mann.

»Kaffee? Die Polizei ist hier immer gern gesehen.«

Ich nickte der Kellnerin zu. Sie drehte den Becher vor mir um und goss ein, während ich mich mit der Karte vertraut machte.

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