Selbstgerecht by Ulrike Kroneck

Selbstgerecht by Ulrike Kroneck

Autor:Ulrike Kroneck [Kroneck, Ulrike]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2015-01-27T23:00:00+00:00


21. Kapitel

Johanna Kluge war schlecht gelaunt. Ihr war klar, dass sie mit der gestrigen Hausdurchsuchung bei Iris Ostermann nichts gewonnen hatten. Diese Frau ließ sich von der Polizei nicht verunsichern. Sie war viel zu kühl und überlegt gewesen, als dass sie unschuldig hätte sein können. Iris Ostermann schien so überzeugt von ihrer Unangreifbarkeit, dass sie es noch nicht einmal für nötig befunden hatte, den Anschein von Überraschtheit oder Empörung aufrechtzuerhalten gegen die Unterstellung, sie habe ihrem Mann etwas angetan.

Dieser Sonntag hatte für Johanna Kluge genauso früh begonnen wie die anderen Arbeitstage. Das Einzige, was sie sich gönnte, war ihre Runde über den Berg. Wenn sie lief, hing sie ihren Gedanken nach und konnte sich ordnen. Heute aber, in der Dreiviertelstunde an diesem frühen Morgen, gelang ihr das nicht, weil sie zu angestrengt war und die Gedanken nicht einfach kommen ließ. Vor ihrem Haus beendete sie daher ihre Runde nicht, sondern lief weiter. Wenn sie schon den Kopf nicht freibekommen konnte, konnte sie auch zur Dienststelle joggen. Sie nahm den Weg durch die Straßen des Katharinenviertels, wollte bei Jakob vorbeilaufen und ihn fragen, ob er Lust habe, am Abend den Kinobesuch nachzuholen, den sie vorgestern nicht hatten unternehmen können.

Eigentlich mochte sie die Jogger nicht, die ihrer Mitwelt zeigten, wie sportlich sie waren und demonstrativ durch die Häuserzeilen liefen. Aber – so sagte sie sich – sie joggte nicht, sie hatte ein Ziel. Als sie in die Augustenburgerstraße einbog, zuckte ihr Magen. Ihre Augen hefteten sich an das gelb gestrichene Haus, sie lief langsam aus und stoppte.

Johanna Kluge schloss die Augen, und da stieg ihr die Erinnerung des Geruchs wieder in die Sinne. »Nicht so schnell, Mutti«, hatte dieser Proll mit dem Hundekopfhemd zu ihr gesagt. Und genau diesen Typen hatte sie gestern bei der Facility Management gesehen. Der Mann gestern hatte eine Sonnenbrille getragen, und vor einigen Tagen, als er sie anpöbelte, hatte sie sein Gesicht nicht direkt gesehen. Aber es war der gleiche Geruch. Da war sie sich sicher. Sie hatte, das wurde ihr jetzt klar, die ganze Zeit versucht, den Geruch zu orten. Als sie gestern mit Jakob Besser den Parkplatz der Firma verlassen hatten, hatte sie einen Moment gedacht, es sei der Geruch aus der Wohnung von Rischmöller. Aber dort lag eine süßliche Note. Dieser Mann verströmte den synthetischen Duft von Deodorant und Achselschweiß.

Sie lehnte sich, wie der Mann vor zwei Tagen, an die Wand des Hauses und hob den Blick. Er schien hier auf jemanden gewartet zu haben. Aber hatte das irgendeine Bedeutung?

Den Weg zu Jakob Bessers Wohnung ging sie in schnellem Schritt. Doch Jakob war nicht zu Hause. Johanna war ein wenig enttäuscht, und der Gedanke an die hübsche Maria Sosas kam ihr. Vielleicht war Jakob ja außer Haus bei einer Frau. Sie schüttelte den Kopf bei diesem Gedanken. War sie tatsächlich eifersüchtig, warum hatte sie nur diese sinnlosen Anwandlungen? Sie hatte sich an Jakob gewöhnt. Die Zusammenarbeit mit ihm tat ihr gut. Das war alles.

Den Rest des Weges bis zur Dienststelle ging sie etwas langsamer,



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