Segen der Erde by Knut Hamsun
Autor:Knut Hamsun
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-30T00:00:00+00:00
19
Isak kam mit einem Pferde aus dem Dorfe zurück.
Jawohl, er hatte das Pferd des Amtsdieners gekauft, es war, wie Geißler gesagt hatte, zu haben, aber es kostete zweihundertvierzig Kronen, gleich sechzig Taler. Die Pferdepreise waren jetzt ins Unerschwingliche gestiegen, in Isaks Kindheit hatte man die besten Pferde für fünfzig Taler haben können.
Aber warum hatte er nicht selbst Pferde gezüchtet? Oh, er hatte es sich wohl überlegt, hatte an ein junges Füllen gedacht -das er ein und auch zwei Jahre hätte aufziehen müssen. Das konnte der tun, dem seine Feldarbeit Zeit dazu ließ, einer, der seine Sümpfe so daliegen lassen konnte und sie nicht umzuroden brauchte, bis er einmal ein Pferd hatte, das ihm die Ernte heimfuhr. Wie der Amtsdiener sagte: Ich habe keine Lust, ein Pferd zu füttern, das Heu, das ich habe, können meine Frauenzimmer hereintragen, während ich auf Verdienst auswärts bin.
Das neue Pferd war schon ein alter Gedanke von Isak, ein mehrjähriger Gedanke, nicht Geißler hatte ihn ihm erst in den Kopf gesetzt. Deshalb hatte er auch soweit möglich Vorbereitungen dafür getroffen, noch eine Raufe, noch einen Weidepfahl für den Sommer; Wagen und Karren hatte er mehrere, und weitere wollte er im Herbst anfertigen. Das Wichtigste von allem, das Futter, hatte er natürlich auch nicht vergessen; warum wäre es sonst so notwendig gewesen, das letzte Stück Moor schon im letzten Jahre umzubrechen, wenn er nicht hätte Vorbeugen wollen, weil er sonst seinen Kuhbestand hätte vermindern müssen! Jetzt war auf dem Moor Grünfutter gesät worden, das war für die kalbenden Kühe bestimmt.
Ja, alles war bedacht worden. Inger hatte wieder guten Grund, wie in alten Tagen vor Verwunderung die Hände zusammenzuschlagen.
Isak brachte Neuigkeiten aus dem Dorfe mit: Breidablick sollte verkauft werden, jetzt war es vom Kirchplatz aus bekanntgemacht worden. Die wenigen Felder, die bebaut waren, die Wiesen und die Kartoffeläcker, alles war inbegriffen, vielleicht auch das Vieh, ein paar Haustiere, Kleinvieh. Will er denn rump und stump alles verkaufen und sich ganz ausziehen! rief Inger. Und wo will er denn hinziehen? - Ins Dorf. -Das war ganz richtig, Brede wollte ins Dorf ziehen. Allerdings hatte er zuerst versucht, sich bei Axel Ström einzuquartieren, wo ja Barbro schon war. Das ging jedoch nicht. Brede wollte um alles in der Welt das Verhältnis zwischen seiner Tochter und Axel nicht zerstören, und so nahm er sich wohl in acht, aufdringlich zu werden, aber natürlich war es ihm ein böser Strich durch die Rechnung. Axel wollte ja bis zum Herbst das neue Haus unter Dach bringen, wenn dann er und Barbro hineinzogen, hätte da nicht Brede mit seiner Familie die Gamme bekommen können? Nein! Seht, Brede dachte nicht als Ansiedler, er verstand nicht, daß Axel ausziehen mußte, weil er die Gamme für seinen wachsenden Viehstand brauchte; die Gamme mußte auch hier in den Stall verwandelt werden. Aber selbst nachdem Brede alles erklärt worden war, blieb ihm dieser Gedankengang fremd. Die Menschen kommen doch wohl vor den Tieren, sagte er. - Nein, das war nicht des Ansiedlers Ansicht, o weit entfernt! Die Tiere zuerst, die Menschen konnten sich immer einen Winteraufenthalt verschaffen.
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