Seconds away by Coben Harlan

Seconds away by Coben Harlan

Autor:Coben, Harlan
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2014-12-16T16:00:00+00:00


25

WIE MAN SICH UNSCHWER VORSTELLEN KANN, nahm Myron mich gehörig in die Mangel, sobald wir allein waren. Trotz dem, was Angelica über ihn gesagt hatte, vertraute ich ihm immer noch nicht. Vielleicht hätte ich das Risiko eingehen und ihm alles sagen sollen. Als es hart auf hart gekommen war, hatte ich ihn schließlich auch um Hilfe gebeten. Aber sowohl die Hexe als auch der Kahlkopf hatten mich dringend davor gewarnt, Myron gegenüber irgendetwas über sie oder die Organisation zu erwähnen.

Beinahe wäre ich schwach geworden, doch dann gab Myron mir unwissentlich einen weiteren Grund, ihn im Dunkeln zu lassen.

»Dein Vater hat einige Zeit in diesem Haus verbracht, als er ein Junge war«, erinnerte er mich. »Er hat mir nie erzählt, was damals geschehen ist.«

Tja, wenn mein Dad beschlossen hatte, nie mit Onkel Myron darüber zu reden – warum sollte ich es dann tun?

Irgendwann warf er frustriert die Hände in die Luft und verschwand im Wohnzimmer. Dummerweise konnte ich ihn nicht einfach so gehen lassen, weil ich ihn nämlich um einen ziemlich großen Gefallen bitten musste. Nachdem ich eine Weile darüber nachgegrübelt hatte, wie ich am besten vorgehen sollte, folgte ich ihm zögernd und setzte mich auf die Couch. Myron hatte das Haus, in dem er und mein Vater aufgewachsen waren, vor ein paar Jahren von meinen Großeltern gekauft. Die Vorstellung, dass die beiden Brüder etliche Stunden gemeinsam in diesem Raum verbracht hatten, war schon irgendwie seltsam.

Da ich mir noch nicht sicher war, wie ich die heikle Bitte anschneiden sollte, leitete ich unser Gespräch mit einem Thema ein, von dem ich wusste, dass es ihn interessieren würde. »Das Testspiel heute ist gut gelaufen.«

»Aha?« Wie erwartet, reagierte er sofort. »Hast du in der Testmannschaft für das Juniorteam gespielt?«

Ich nickte. »Aber Coach Grady möchte mich morgen in seinem Büro sehen.«

Myron grinste. »Glaubst du, er will dich in seine Mannschaft holen?«

»Weiß nicht«, antwortete ich, obwohl ich es – genau wie Myron – stark vermutete.

»Aber du hast klasse gespielt?«

»Glaub schon, ja.«

»Sehr gut.«

Stille. Okay, Schluss mit der Aufwärmphase.

»Ich muss dich um etwas bitten«, sagte ich. »Mir ist klar, dass es verrückt klingt, aber versuch bitte einfach, mir zu vertrauen.«

Myron setzte sich auf. »Worum geht’s?«

»Ich würde gern … Ich würde gern den Leichnam meines Vaters exhumieren lassen.«

Meine Worte trafen ihn, als hätte ich ihm mit einem nassen Waschlappen ins Gesicht geschlagen. »Was?«

Ich ruderte zurück. Großer Gott, ich hätte wirklich etwas gründlicher über meine Herangehensweise nachdenken sollen. »Ich würde ihn gern hier haben«, log ich. »Damit er in unserer Nähe ist.«

Myron sah mich nur an. »Nur darum geht es dir?«

»Ja, natürlich.«

»Das kaufe ich dir nicht ab, Mickey.«

Ich setzte ein unschuldiges Gesicht auf und zuckte mit den Achseln.

»Was ist der wahre Grund dafür, Mickey?«, fragte Myron mit mehr Nachdruck.

Man konnte über ihn sagen, was man wollte, aber dumm war er nicht. »Na ja … ich …«, begann ich zögernd, »ich habe ihn nie tot gesehen. Ich muss wissen, dass er es ist, der in dieser Kiste liegt.«

Myron dachte einen Moment lang nach. Als er schließlich weitersprach, klang seine Stimme wieder sanfter.



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