Sebastian (Ein Lübeck-Krimi 3) (German Edition) by Salim Güler
Autor:Salim Güler [Güler, Salim]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9781503948549
veröffentlicht: 2015-10-24T16:00:00+00:00
KAPITEL 18
Bernd nahm die Figur in die Hand und betrachtete sie sehr genau. Als er dann plötzlich ihren Kopf ergriff und versuchte, die Haare zu entfernen, brauste Arndt auf und rief vorwurfsvoll: »Was soll das? Was machst du?«
»Benutzen Sie Ihren Kopf«, rezitierte Bernd belustigt, ohne sich auch nur im Geringsten von seinem Vorhaben abbringen zu lassen. Mit einiger Kraftanstrengung zog er der Figur die Plastikperücke vom Kopf.
Arndt schaute ihn wütend an, da er befürchtete, Bernd habe die Figur beschädigt. Doch der schüttelte die Figur leicht und holte zu Arndts Überraschung mit Daumen und Zeigefinger etwas aus dem Hohlraum des Kopfes.
Es war ein Zettel.
Arndt rollte die Augen heraus und staunte. »Was …?«
Bernd grinste und rezitierte nochmals: »Benutzen Sie ihren Kopf.« Dann zog er die kleine Papierrolle auseinander.
»Ein weiteres Rätsel?« Arndt war nun sichtlich angespannt. Er versuchte, seinen Ärger über sich selbst zu verbergen, und schimpfte derweil mit sich selbst. Wieso bin ich nicht selber darauf gekommen? Die ganze Zeit über schleppe ich das Ding mit mir herum!
Spätestens nach dem Besuch bei Feulner musste ihm doch klar gewesen sein, dass die Figur die ganze Zeit in seinem Besitz gewesen war, und er hätte wissen müssen, dass sie nicht zufällig am Tatort gelegen haben konnte.
»Warte … ja, hier steht was.«
»Und was?« Arndts Anspannung stieg, er biss sich auf die Unterlippe und bewegte seinen Unterkiefer, um die Anspannung zu lösen.
»Gut gemacht, Herr Schumacher! Folgen Sie Ihrem Herzen oder Ihrem Verstand? Ein Weg führt zum Tod.«
Arndt konnte nicht sofort antworten, das Wort Tod hatte ihm für einen kurzen Augenblick einen Schrecken durch Mark und Bein gejagt. Danach interessierte er sich sehr für die Bedeutung der Botschaft.
»Er stellt dich auf die Probe.«
»Auf die Probe? Verstehe ich richtig, dass eine falsche Entscheidung von mir den Tod von Sebastian bedeuten könnte?«
»Ich bin mir nicht sicher, es ist aber gut möglich. Er sagt nichts von Sebastian.«
»Wen sonst sollte er meinen? Er spielt mit mir um das Leben meines Sohnes, dieser Dreckskerl!«, fluchte Arndt und fletschte die Zähne.
»Oder um dein Leben«, mutmaßte Bernd, »was ich allerdings für sehr unwahrscheinlich halte. Aber wir müssen jede Möglichkeit in Erwägung ziehen.«
»Nein, Bernd, er meint meinen Sohn. Mein Sohn ist der Einsatz. Dieser Bastard wird es noch bitter bereuen, das verspreche ich dir.« Arndts Augen blitzten gefährlich, sein Gesicht war versteinert und hasserfüllt.
»Ich verstehe deine Wut. Dennoch dürfen wir uns gerade davon nicht leiten lassen. Er spielt mit dir. Soll er machen. Solange er spielt, wird er Sebastian nichts Schlimmes antun.«
»Nichts Schlimmes? Ich möchte gar nicht daran denken, was er ihm antut …« Dass jemand seinem Sohn Gewalt antun könnte, war ihm unerträglich.
»Verzeih, so meinte ich das nicht. Wichtig ist doch, dass Sebastian lebt. Also spielen wir sein Spiel mit, das verschafft uns Zeit, diesen Psychopathen zu schnappen.«
Arndt antwortete nicht, aber er stimmte Bernd zu. Für einen Kriminalpolizisten waren das gute Nachrichten. Solche Entführer hielten sich an ihre eigenen Regeln, solange das Spiel also andauerte, lebte die Geisel.
»Danz.« Der Name genügte, um die Gebetsmühle anzuwerfen, in der Arndts Wille zur Gewalt, das Verbot, ihn zu sehen und das Damoklesschwert vom Entziehen des Falles einander zugeworfen wurden.
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