Schwertgesang by Bernard Cornwell

Schwertgesang by Bernard Cornwell

Autor:Bernard Cornwell
Die sprache: deu
Format: epub


SIEBEN

Wasser tropfte von den Ruderblättern, und die Tropfen malten Kreise auf einer See, auf der sich das Licht brach, mit den Wellen wanderte und auseinanderfloss, sich vereinte und wieder davonglitt.

Unser Schiff lag ruhig auf diesem wandernden Licht.

Der Himmel im Osten war wie geschmolzenes Gold, das sich über eine sonnengebadete Wolkenbank ergoss. Der übrige Himmel war blau. Blassblau im Osten und dunkelblau im Westen, wo sich die Nacht in die unbekannten Gebiete hinter dem Meer jenseits des Landes zurückzog. Im Süden lag die sanfte Küste von Wessex. Sie war grün und braun und baumlos und nicht sehr weit entfernt, doch ich würde nicht näher heranfahren, denn die lichtüberglänzte See verbarg Sandbänke und trügerische Untiefen. Wir nutzten unsere Ruder nicht und es herrschte Windstille, dennoch bewegten wir uns unaufhörlich nach Westen, getragen von den Gezeiten und der starken Strömung des Flusses. Wir waren im Mündungsgebiet der Temes, einer riesigen Fläche aus Wasser, Schlamm, Sand und Schrecken. Unser Schiff hatte keinen Namen, und es trug keine schreckenerregenden Tierköpfe an Bug und Heck. Es war ein Handelsschiff, eines von den beiden, die ich in Lundene erbeutet hatte, und es war breit, schwerfällig, dickbäuchig und plump. Es hatte ein Segel, doch das Segel war an die Rah gefaltet, und die Rah lag in ihrer Halterung. Mit dem Sog der Ebbe glitten wir in die goldene Morgendämmerung. Meine rechte Hand lag auf dem Steuerruder. Ich trug ein Kettenhemd, jedoch keinen Helm. Ich hatte mich mit meinen beiden Schwertern gegürtet, doch sie waren, ebenso wie mein Kettenhemd, unter einem schmutzigen braunen Wollumhang verborgen. Zwölf Ruderer saßen auf den Bänken. Sihtric stand neben mir, ein Mann war auf der Plattform am Bug und an all diesen Männern waren ebenso wenig wie an mir Rüstung oder Waffen zu erkennen.

Wir sahen aus wie ein Händlerschiff, das die Küste von Wessex entlangfährt, während seine Besatzung hofft, von niemandem auf der nördlichen Seite des Mündungsgebietes bemerkt zu werden.

Aber sie hatten uns bemerkt.

Und ein Seewolf verfolgte uns.

Sie ruderten nördlich von uns, leicht nach Südosten ausgerichtet, und warteten, dass wir umdrehten und versuchten, flussaufwärts gegen den Gezeitenstrom zu entkommen. Sie waren etwa eine Meile entfernt, und ich erkannte die kurze, schwarz aufragende Linie des Vorderstevens, die in dem Kopf eines Untiers endete. Sie beeilten sich nicht. Ihr Schiffsführer konnte erkennen, dass wir nicht ruderten, und er würde diese Untätigkeit für ein Zeichen von blinder Angst halten. Er würde denken, dass wir besprachen, was wir tun sollten. Er ließ seine Ruderer gemächlich arbeiten, doch jeder ihrer Schläge schob das Schiff ein Stück weiter, um uns den Fluchtweg ins offene Meer abzuschneiden.

Finan, der auf einer Ruderbank im hinteren Teil unseres Schiffes saß, sah mich über die Schulter an. »Fünfzig Mann Besatzung?«, meinte er. »Vielleicht auch mehr«, sagte ich. Er grinste. »Wie viele mehr?« »Könnten siebzig sein«, schätzte ich. Wir waren dreiundvierzig, und alle bis auf fünfzehn von uns waren dort versteckt, wo auf dem Schiff sonst die Waren lagerten. Diese Männer verbargen sich unter einem alten Segel, sodass es aussah, als hätten wir Salz oder Korn geladen, eine Fracht, die vor Regen und Gischt geschützt werden musste.



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