Schwarzes Verlies (German Edition) by Gena Showalter

Schwarzes Verlies (German Edition) by Gena Showalter

Autor:Gena Showalter [Showalter, Gena]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: CORA Verlag GmbH und Co. KG
veröffentlicht: 2012-06-30T22:00:00+00:00


7. KAPITEL

„Komm mit.“

Nikes Herz begann zu rasen, als sie die tiefe Stimme hörte. Zögernd drehte sie sich auf ihrer Pritsche um. Und natürlich kribbelte ihre Haut, als ihr Blick auf Atlas fiel. Umwerfend wie immer stand er vor den Gitterstäben – die jetzt geöffnet waren. Mit ausgestreckter Hand winkte er sie zu sich hinüber. Wut verzerrte sein ohnehin angespanntes Gesicht.

Was hatte sie jetzt wieder angestellt?

Sie hatte versucht, ihn zu ignorieren. So zu tun, als würde sie nichts für ihn empfinden. Alles, um diesen Wahnsinn zu beenden. Aber Götter, sie konnte nicht aufhören, an diesen Kuss zu denken. Konnte nicht aufhören, sich zu wünschen, sie hätte ihm erlaubt, sie ganz zu nehmen. Sich zu wünschen, sie hätte alles erlebt, bis zum Ende, ehe sie wieder ins Nichts zurückgeworfen wurde.

Was hätte es schon gemacht, wenn er sich danach nicht mehr für sie interessiert hätte? Was hätte es gemacht, wenn ihr Nachgeben ihn noch selbstzufriedener gemacht hätte? Was hätte es gemacht, wenn er eine andere gefunden und ihr vorgeführt hätte? Für ein paar selige Stunden – wem wollte sie hier eigentlich etwas vormachen? –, für ein paar selige Minuten, denn keiner von ihnen hätte länger durchgehalten, hätte sie sich in der Freude verlieren können, wieder mit ihm zusammen zu sein. Einfach zu fühlen, zu geben, zu nehmen, zu teilen … zu lieben.

Den ganzen Kram kannst du meinetwegen haben, meldete sich ihr gesunder Menschenverstand zu Wort, aber lass die Finger von der Liebe.

Es wäre mir ein Vergnügen. Aber erst mal muss ich ihn dazu kriegen, mir das überhaupt anzubieten. Doch sie würde nicht betteln. Ein Mädchen hatte schließlich seinen Stolz.

Dein Stolz wird dir keinen Orgasmus bescheren.

„Komm“, wiederholte er.

Was hatte er vor? Spielte es eine Rolle? Alles war besser als diese Monotonie.

Langsam setzte sie sich auf. Ihr Haar brauchte dringend eine Bürste, und Götter, der Rest von ihr brauchte eine Dusche. Wie lange war es her, dass sie geduscht hatte? Für die Gefangenen gab es eine Schale Wasser am Tag, das war alles.

„Warum?“

An seinem Kiefer zuckte ein Muskel. „Willst du ein paar Stunden außerhalb des Gefängnisses verbringen, oder nicht?“

Moment. Was? Den Tartarus verlassen?! Sie war auf den Beinen, bevor sie begriff, was sie tat. Fast knickten ihr die Knie ein, weil sie so lange unbeweglich herumgesessen hatte, doch sie schaffte es, sich aufrecht zu halten. Sie griff sogar nach Atlas’ ausgestreckter Hand, verflocht die Finger mit seinen. Die Hitze seiner Haut hätte sie nicht überraschen sollen und tat es doch. Seine Schwielen hätten sie nicht in Erregung versetzen sollen und taten es doch.

„Du bringst mich nach draußen?“

„Ja. Aber sag kein Wort, wenn wir zum Wachhaus kommen, verstanden?“

„Ja.“ Es könnte ein Trick sein. Ein Trick, um ihre Hoffnung zu wecken und dann grausam zu zerschmettern. Doch es war ihr egal. Wenn es eine winzige Chance gab, dass er die Wahrheit sagte, würde sie alles tun, was er verlangte.

Ohne ein weiteres Wort führte er sie aus der Zelle und den Gang entlang. Andere Gefangene sahen sie und hielten den Atem an. Manche begannen miteinander zu flüstern, zu klatschen, wie sie es im Himmel so gern getan hatten.



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