Schwarzes Fieber by Wolfgang Burger

Schwarzes Fieber by Wolfgang Burger

Autor:Wolfgang Burger [Burger, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-12-09T05:00:00+00:00


16

»Er hat schon wieder angerufen«, empfing mich Sönnchen am Mittwochmorgen. »Dieser nette junge Mann aus Angola.«

Während im Vorzimmer die Kaffeemaschine brummte, wartete ich auf die Verbindung. Diesmal dauerte es ein Weilchen, bis Hecker abnahm. Heute klang er noch verschlafener als gestern.

»Unser Bob ist ein echtes Goldstück.« Er gähnte.

»Schlecht geschlafen?«, fragte ich mitfühlend.

»Der Außenminister hatte Geburtstag«, stöhnte er, und ich meinte, seine Fahne durchs Telefon zu riechen. »Eines muss man den Angolanern ja lassen. Auch wenn sie sonst nichts auf die Reihe kriegen, feiern können sie. Der Bischof war so besoffen, dass ihn der russische Militärattaché zusammen mit einem Typ von der britischen Auslandsaufklärung zum Taxi tragen musste. Es war ein Riesentheater, und am Ende sind sie alle zusammen die Treppe runtergefallen.«

Ich sprach ihm mein Beileid aus.

»Wo steckt denn jetzt dieser blöde Zettel?«, maulte er. »Ah, da. Wie kommt das denn unter die Kaffeekanne?« Er seufzte etwas über die Schlechtigkeit der Welt und räusperte sich. »Also denn. Die Ribeiros stammen aus dem Hochland im Osten. Ungefähr dreihundert Kilometer östlich von Huambo hatten sie früher eine Farm. Es waren drei Kinder. Raimondo war der Älteste, dann kam Rosana, die muss etwa einundsiebzig geboren sein, und zwei Jahre später Manuel, das Nesthäkchen. Eine Weile ging es ihnen wohl ganz gut da oben. Aber im Lauf des Bürgerkriegs mussten sie die Farm irgendwann aufgeben. Soweit ich weiß, haben nur das Mädchen und Manuel, der jüngere Sohn, die Flucht überlebt. Der Name Raimondo Ribeiro taucht auf einer veröffentlichten Liste der südafrikanischen Armee auf. Ein Mann dieses Namens hat gegen Ende des Krieges eine Auszeichnung wegen besonderer Tapferkeit in irgendeinem Gemetzel erhalten. Aber der Name Ribeiro ist hier ungefähr so selten wie Meier in Deutschland. Was aus den Eltern wurde, ist nicht bekannt.«

»Und die zwei sind dann also in Huambo gelandet.«

»Achtundneunzig muss das gewesen sein. Die Familie hat sich erstaunlich lange halten können. Andere haben schon fünf Jahre früher aufgegeben. Die beiden müssen es geschafft haben, auch ein bisschen Geld oder ein paar Wertsachen zu retten. Eine Weile hatten sie in Huambo sogar noch ein Auto. Den Range Rover ihres Vaters, mit dem sie geflohen sind.«

Sönnchen kam herein und stellte den Kaffee vor mich hin. Dann setzte sie sich mir gegenüber. Ich stellte das Telefon laut, damit ich später nicht alles wiederholen musste. Hecker schien den Faden verloren zu haben.

»Vom Rest der Familie fehlt also jede Spur«, versuchte ich ihn wieder auf die richtige Fährte zu bringen.

»So ein Auto ist im Landesinneren schon ein großer Luxus«, murmelte er. »Aber wo ist denn jetzt … ah, da. Irgendwann ist die Karre dann wohl kaputtgegangen. Oder geklaut worden. Immerhin hatten sie genug zum Leben.«

»Konnte Bob schon mit dem Bruder sprechen?«, fragte ich, von Sönnchen aufmerksam beobachtet.

»Daraus wird leider nichts.« Hecker hustete und stöhnte in einem. Er musste einen mörderischen Kater haben. »Manuel ist letzten Herbst gestorben. Er war schon länger krank, die letzten zwei Jahre hat er im Bett gelegen, und Rosana hat ihn versorgt. Sie können sich denken, was das heißt in einer Stadt, wo ein Arzt



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